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Kultur : Grenzenlose Gefühle

Das ZDF will die Einheit vorantreiben. Deshalb schickt man zehn West-Frauen nach Schwerin, um Ost-Männer zu daten. Und verkauft das Ganze als exotisches "Liebesabenteuer"

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Hat das Fernsehen eine empfängnisverhütende Wirkung? Nadine, West-Frau aus Köln, hat dazu so ihre Theorie. In der DDR gab es früher nicht so viele Fernsehprogramme wie im Westen. Deswegen, folgert Nadine, seien die Ost-Männer besser im Bett als ihre westlichen Geschlechtsgenossen. Kam ja schließlich nix. Und darum, so Nadine weiter, habe es in der DDR auch mehr Kinder als im Westen gegeben. Wegen dieser unterschätzten Ost-Qualitäten freut sich Nadine auch wahnsinnig, dass sie 20 Jahre nach dem Mauerfall mit Unterstützung des mittlerweile gesamtdeutschen Fernsehsenders ZDF nach Schwerin fahren darf. Dort soll sie zusammen mit neun anderen West-Frauen zehn liebeserprobte Ost-Männer kennenlernen.

Das Konzept des Doku-Dreiteilers Wo die Liebe hinfährt, dessen erste Folge am Sonntag lief, ist dabei ähnlich schlicht wie Nadines libidinös aufgeladene Medientheorie. In einem 70er-Jahre-Panorama-Bus, in dem sonst die Fischer-Chöre durch ländliche Gegenden fahren, machen sich die Frauen auf die Fahrt von Köln nach Schwerin. Schließlich gibt es in Mecklenburg-Vorpommern trotz schöner Landschaft ein ernstes Problem: Frauenmangel. In manchen Regionen herrscht 20 Prozent Männerüberschuss, viele Frauen sind wegen fehlender Arbeitsplätze in den Westen gegangen. Ein Thema, dem das ZDF, das schließlich auch mit seinen Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen die Gefühlshoheit im deutschen Fernsehen anstrebt, nur mit einer Dokusoap beikommt.

Der Osten soll möglichst exotisch erscheinen

Beim Casting der Kandidaten hat man darauf geachtet, dass für jeden etwas dabei ist, um eine möglichst große Zielgruppe anzusprechen. "Alle Haarfarben" sind vertreten, stellt ein Ost-Mann anerkennend fest – und von der sportlichen Mittzwanzigerin Nadine bis zur Endvierzigerin Astrid, die "nach langer Ehe immer noch die große Liebe sucht", sitzen die verschiedensten Typen im Bus. Damit das "Liebesabenteuer" groß genug wirkt, um eine Sendezeit von dreimal 45 Minuten zu füllen, müssen aber zunächst die kulturellen Unterschiede betont werden. Die Frauen trennen erstmal "über 500 Kilometer" von ihrem Ziel. Und im Bus wird munter über die unbekannten Männer spekuliert. Je näher man dem Reiseziel kommt, um so exotischer erscheint dabei der Osten.

Als Vorbild der Dokusoap dient unübersehbar der RTL-Quotenbringer Bauer sucht Frau. Das Prinzip ist das gleiche, ebenso der Ablauf. In Schwerin angekommen, werden West-Frauen und Ost-Männer in drei Gruppen aufgeteilt. Dann fährt man gemeinsam Trabbi, springt in den See und macht Speed-Dating. Während bei Bauer sucht Frau das Leben auf dem Land aber nicht nur als exotisch, sondern zugleich auch als besonders rein und unverbraucht dargestellt wird, bleibt bei der Ost-West-Variante nach dem ersten Kennenlernen nicht mehr viel Unterschiedliches übrig. In Schwerin wie in Köln wollen Singles in den Zwanzigern vor allem Spaß, haben Mittvierziger auf der Partnersuche zerstückelte Beziehungsbiografien. Man tauscht sich aus über Patchwork-Familien und dass man "nun noch einmal etwas ganz Neues anfangen will".

Von der Idee, dass sich hier Gegensätze anziehen sollten, bleibt außer der Erinnerung ans Trabbifahren nicht viel übrig. Vielleicht ist die Einheit aber auch einfach schon weiter, als sich manche Programmverantwortliche vorstellen können.

Teil 2 und 3 von Wo die Liebe hinfährt laufen nächsten und übernächsten Sonntag (19. und 26. Juli) im ZDF.

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