Während Feministinnen heute mehrheitlich für Geschlechterdemokratie eintreten, führen einige Männer - so genannte Maskulisten - einen Kampf gegen das andere Geschlecht
Der heute recht verbreitete Begriff der „Geschlechterdemokratie“, der ein neues Verhältnis von Männern und Frauen in der Gesellschaft sucht, impliziert mehr, als nur die Emanzipation der Frauen. Vielmehr werden beide Geschlechter, ihre Beteiligung an den gesellschaftlichen Bereichen Politik, Wirtschaft und ihre Rolle im Privaten ins Visier genommen, sowie die jeweiligen Probleme beider Geschlechter behandelt. Wichtig ist dabei der Erfinderin des Begriffes, Halina Bendkowski, die Trennung in männliche Gesellschaftsphäre (Öffentlichkeit) und weibliche Gesellschaftsphäre (Haus) aufzuheben und zu durchmischen.
Das der Heinrich-Böll-Stiftung angeschlossene Gunda-Werner-Institut trägt vielleicht gerade deswegen in seinem Namen die Schlagworte
trägt vielleicht gerade deswegen in seinem Namen die Schlagworte „Feminismus und Geschlechterdemokratie“. Es existiert erst seit 2007 und ging aus dem ehemaligen Feministischen Institut der Stiftung hervor. Die Erweiterung des Namens um den Aspekt der Geschlechterdemokratie zeigt bereits an, was diesem Institut am Herzen liegt: Jede zweite Publikation der Schriftenreihe, die es heraus gibt, befasst sich mit der Männerseite. Auch eine mehrtägige Veranstaltung im Herbst 2008 behandelte intensiv die Probleme von Jungen, die heute als „Bildungsverlierer“ gelten.Feminismus hingegen klingt in den Ohren vieler noch als totaler Gegenbegriff zu solch einem Konzept: Er wird bis heute als Kampf gegen Männer wahrgenommen. Zwar zeigte kürzlich eine Studie, dass diese Wahrnehmung mehrheitlich nicht mehr stimmt, und die Encyclopaedia Britannica schreibt, der Feminismus sei „the belief in the social, economic, and political equality of the sexes“ – also letztendlich nichts anderes, als Geschlechterdemokratie, nur im Gegensatz zu diesem Begriff international verwendet. Aber Vereine wie MANNdat e.V. und auch zahlreiche KommentatorInnen in feministischen Online-Medien tragen nach wie vor das alte Bild der gegen Männer kämpfenden, sich nur und einseitig für Frauen- und Mädchen-Belange einsetzenden „Emanzen“ herum und reagieren entsprechend abweisend. Manche meinen nun, als Männer gegen eine Verbreitung „des“ Feminismus ankämpfen zu müssen."Unseren Söhnen schwerer machen"Es kann dabei nicht geleugnet werden, dass in der deutschen Frauenbewegung der 70er und 80er der Kampf für mehr Geschlechtergerechtigkeit für manche vor allem ein Kampf gegen die männliche Hälfte der Bevölkerung war. So stand 1986 in der Zeitschrift EMMA: „Wenn wir wirklich wollen, dass unsere Töchter es einmal einfacher haben, dann müssen wir es unseren Söhnen schwerer machen“ (EMMA 6, 1986). Auch wurden Männer als kriegerisch, zerstörerisch und Frauen als per se friedlich und bewahrend empfunden (diese Meinungen traten als sogenannter Differenzfeminismus auf).Es ist dieser feministische Kampf, der über die Medien Einzug in die Debatten hielt und bis heute nachhallt. Dass aber auch schon damals etliche Gleichheitsfeministinnen die Männer mit einbeziehen wollten, in ihnen nicht „die Feinde“ sahen sondern manche sogar ein „betrogenes Geschlecht“ (wie Susan Faludi in den 90er Jahren es formulierte – wohlgemerkt: Eine Vollblutfeministin!), wurde weniger wahrgenommen.„Der“ Feminismus ist also seit jeher ein bunter und die diversen Abspaltungen und Untergruppierungen haben eigene Namen wie Anarcho-Feminismus, Sex-positiver Feminismus, Gleichheitsfeminismus und viele viele andere mehr. (In der Wikipedia gibt es eine recht runde Zusammenstellung über alle Feminismen.) Wie sieht aber es mit der Gegenbewegung aus: Dem Maskulismus? Dieser konstatiert – und das sicherlich in den meisten Fällen zu Recht – eine starke Benachteiligung und Diskriminierung von Männern in vielen gesellschaftlichen Bereichen. Einer der weltweit bekannten Vertreter ist Warren Farrell. Dieser kam aus der amerikanischen Frauenbewegung und man kann fast sagen, er emanzipierte sich von dieser, indem er bewusst die Männer in den Blick nahm.Farrel kritisierte im Zuge dessen auch die oft zu einseitige feministische Sichtweise, die nur Frauenprobleme fokussierte und erntete damit in seiner früheren weltanschaulichen „Heimat“, der Frauenbewegung nicht gerade Applaus. Doch ein Geschlechterkämpfer war Farrell bei weitem nicht. Er prägte den Begriff der „bisexistischen Rollenverteilung“, die beide Geschlechter in der Vergangenheit unterdrückt und in ihrer vollen Entfaltung als Menschen behindert habe.Anders sieht es in Deutschland aus: Hier formiert sich, vor allem im Internet, eine Front, die eher in den Geschlechterkampf eintreten will, als in eine Geschlechterdemokratie. Ein Beispiel dafür ist die Internet-Seite „Was ist Sexismus“, die von einem deutschen Maskulisten erstellt wurde. Dieser sieht Männer als „in einer natürlichen Weise als der Frau übergeordnet“. Auch der Autor der Seite Der Maskulist drückt sich unmissverständlich aus, wenn er schreibt: „Der Autor dieser Seiten betrachtet den hier beschriebenen Feminismus als einen ernstzunehmenden (sic!) evolutionären Defekt. Deswegen diese Webseite.“Die Maskulisten und der GeschlechterkampfIm Netz gibt es mittlerweile zahlreiche Foren, in denen Maskulisten sich sammeln, miteinander austauschen und auch immer wieder zu Störaktionen gegen feministische Seiten aufrufen. In der Wikipedia gab es eine rege Auseinandersetzung um den Eintrag zum Artikel „Maskulismus“, in dem sich bis heute kein kritischer Satz zu dieser Bewegung findet, außer der Nebenbemerkung, dass es auch „konservative Maskulisten“ gäbe. Der Geschlechterkampf einer Vielzahl von Vertretern des Maskulismus hierzulande wird nicht thematisiert – man geriert sich selbst lieber als Wolf im Schafspelz.Interessant ist die Rolle, welche der Verein MANNdat in dieser Gemengelage spielt. Hatte ich in meiner letzten Kolumne noch zum „vorsichtigen Genuss“ dieser Männerrechtler gemahnt, da auf der Internetseite des Vereins Feminismus- und Frauen-feindliche Texte zu finden sind, versuchte sich Eugen Maus, Vorstandsmitglied von MANNdat, gegen so eine Darstellung zu wehren. Auffällig jedoch, wie er vermied, inhaltlich Stellung zu diesem Vorwurf und auch zu den von MANNdat eingestellten Literaturtipps, die in großen Teilen antifeministisch sind, zu beziehen.Und ebenso anti-feministisch sind die Bemerkungen im aktuellen MANNdat-Spendenratgeber: „Wer für die Welthungerhilfe spendet, spendet für den Export des Feminismus in fremde Länder“, heißt es dort. Oder: „Wer hier [bei Brot für die Welt] als Mann Geld spendet, tut vielleicht etwas gegen den Hunger in der Welt. Auf jeden Fall aber fördert er den Feminismus und dessen weltweite Ausbreitung.“ – beides Gründe für MANNdat, davor zu warnen, hier zu spenden. Kampf oder Demokratie – gemeinsam oder gegeneinander? Diese Frage zu beantworten steht MANNdat offenbar noch bevor. Es bleibt Hoffnung – für beide Seiten.