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Kultur : Total normal oder was?

Die neue Brigitte ist raus. Mit einer ganz neuen Aktion: Sie verzichtet auf professionelle Models für ihre Modestrecken. Mehr als nur ein Marketing-Gag?

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Glückwunsch: Sie hat es geschafft! Christina Richter, 21, aus Kiel ziert als erste „normale“ (Brigitte) Frau das Cover der neuen Ausgabe der Frauenzeitschrift. Für den Fall, dass man ihr das Normalsein nicht ansehen könnte, haben die Macher des Heftes eine Banderole um die Ausgabe gewickelt, die dick darauf verweist, dass von jetzt an keine Alien-Produkte der Modebranche mehr als Kleiderständer für die zu präsentierenden Klamotten herhalten müssen, sondern dass alltägliche Frauen fotografiert werden. Mit einem ganz ehrenwerten Ziel: „umwerfende Frauen zu porträtieren“.

Im Fall von Frau Richter beschränkt sich das Porträt auf die Titelseite und das sieht, doch, sehr nett aus. Mehr erfährt man über sie leider nicht. Aber dafür gibt es ja die Modestrecken im Innenteil, die wiederum sehr viel über die Frauen erzählen. Franca Cuneo, 28, zum Beispiel. Sie betreibt im richtigen Leben Hamburgs ältestes italienisches Restaurant „Cuneo“, laut Brigitte eine „Institution, ein beliebter Treff für Künstler und Politiker, Modefreaks und Medienleute“. Alles klar. Beste Voraussetzungen sozusagen. Und deswegen durfte sie in der Tradition von Greta Garbo, Jackie Kennedy und Sophia Loren nach Capri reisen und dort „eleganten Mustermix“ präsentieren – „bunt und sexy wie in den Fifties!“ Noch nicht genug davon?

Dann mal weiter im Text, zu einem Foto von Frau Cuneo am Hafen, die rötlichen Haare hochgesteckt, den Blick seitlich auf die Fischerboote gerichtet: „Wo ist denn nun die Capri-Sonne? Egal, mein seidenes Fifties-Kleid leuchtet auch so schon genug. (...) und die berühmten Capri-Fischer? Schließlich sollen sie meinen neuen Fang bestaunen – ein Bustierkleid mit frischen Blüten.“ Na klar. Ganz genau so stellen wir uns die normale, moderne Frau von heute vor. Sieht gut aus, hat Ausstrahlung und redet dummes Zeug. Oder haben wir da was falsch verstanden?

Wahrscheinlich dann doch. Denn die Aktion, alltägliche Menschen als Models einzusetzen, will ja gar nichts anderes als einem Trend zu folgen, wie im begleitenden Dossier zu lesen ist: „Das Normale ist heute das Moderne.“ Oder mit Modemacher Wolfgang Joop gesprochen: „Real Woman“. Nach all den Reality-Formaten im Fernsehen folgen jetzt also Magazine und holen das richtige Leben in ihre inszenierte Welt. War bisher jeder ein Star, ist jetzt jeder Model seiner eigenen Lebenswelt. Das sieht tatsächlich gut aus. Mit einem Statement an die Modewelt hat das weniger zu tun. Oder warum setzt Brigitte nicht auf die „normaleren“, Größe 38 aufwärts tragenden Models, die zum Teil ja bereits für Modestrecken eingesetzt werden?

Aus Marketing-Gesichtspunkten allerdings funktioniert das ganze prima. Als Brigitte die Aktion vergangenen Oktober angekündigt hatte, war sie tagelang Thema in den Medien. Und diese Aufgabe wird sich sicher auch ganz gut verkaufen. Was sicher auch gar nichts mit der beiliegenden Kalorien-Tabelle für die Handtasche zu tun hat. Oder mit der 14-Tage-Brigitte-Diät. Oder mit dem Protokoll einer Paartherapie-Sitzung, „Immer der falsche Mann – was tun?“ Oder Hugh Grant und der Frage, warum alle Männer sein wollen wie er.

Die „neue“ Brigitte ist eben auch im neuen Jahr ganz die alte. Und spart sich Gedanken darüber, ob sie die selbstbewussten Frauen von heute, die sie aus der Brigitte-Studie „Frauen auf dem Sprung“ als Zielgruppe heranzieht (Sie wollen beruflich und privat auf eigenen Beinen stehen und nicht mehr nur schlank sein), ernst nehmen möchte. Mit relevanten, vielleicht auch mal politischen Inhalten aus ihrer Lebenswelt.

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