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Kultur : Mal Fünfe gerade sein lassen

Ist man ein besserer Mensch, wenn man Bio-Produkte kauft? Nein, sagt eine neue Studie. Wer grün shoppt, neigt anschließend in anderen Bereichen zu unmoralischem Verhalten

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Irgendwie hat man es doch schon immer geahnt. All diese Hausmüll-Sortierer, Bionade-Trinker, Hardcore-Vegetarier und Bio-Fleisch-Käufer verändern mit ihrem Konsumverhalten vielleicht die Welt ein kleines Stückchen – bessere Menschen sind sie deswegen aber noch lange nicht. Wo Licht ist, muss auch Schatten sein, sagt der Volksmund. Und die Wissenschaftler Nina Mazar und Chen-Bo Zhong liefern nun, zumindest für den Bereich des Öko-Shoppens, den Beleg dafür mit einer Studie, die Anfang März in der Fachzeitschrift Psychological Science veröffentlicht wurde.

An der Universität Toronto haben Mazar und Zhong eine Reihe von Experimenten durchgeführt, die ihre Ausgangsfrage beantworten sollten: "Machen uns Öko-Produkte zu besseren Menschen?" Ihre eindeutige Antwort: Nein, der Konsum ökologischer Produkte führt vielmehr zu unmoralischem Verhalten in anderen Bereichen. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Menschen, die moralisch hoch angesehene, grüne Produkte gekauft hatten, danach geringere Summen ihres Geldes mit einem anderen Probanden teilen wollten als jene, die zuvor gewöhnlich hergestellte Produkte erworben hatten. Außerdem zeigte sich in einem weiteren Experiment, dass Menschen nach dem Kauf von Bio-Produkten eher dazu neigen, Geld zu stehlen.

Gute Taten, schlechte Taten

Erklären lässt sich dieses Verhalten mit einem Phänomen, das in der Psychologie schon länger bekannt ist. Damit Menschen ein positives Selbstbild haben, reicht es aus, wenn die guten und schlechten Taten sich die Waage halten, wenn es am Ende des Tages wieder ein Gleichgewicht gibt. Hat man also gerade etwas moralisch sehr Angesehenes gemacht, kann man sich danach ruhig mal einen Fehltritt erlauben. Dieses Verhalten wurde in mehreren Studien für unterschiedliche Gesellschaftsbereiche nachgewiesen.

Der Psychologe Benoît Monin von der Universität Stanford hat dafür den Begriff "Moral Credential" geprägt. Er zeigte, dass Menschen, die sich bei einer Gelegenheit als vorurteilsfreie, aufgeklärte Menschen präsentieren, danach eher rassistische oder sexistische Ansichten vertreten, als wenn sie diese Gelegenheit nicht gehabt hätten. Sie zehren bei ihren nachstehenden, unmoralischen Entscheidungen von dem moralischen Kapital, das sie zuvor aufgebaut haben.

Nur noch bei Lidl kaufen?

Das selbe Prinzip greift auch im Öko-Supermarkt. Wer dort einkauft, hat das Gefühl, etwas Gutes zu tun. Er sammelt Pluspunkte auf seiner inneren Moralskala, die man bei anderer Gelegenheit wieder aufbrauchen kann. Und was folgt daraus nun für unser Konsumverhalten? Nur noch bei Aldi und Lidl möglichst billig und ökologisch unkorrekt einkaufen, um danach lauter gute Taten zu vollbringen? Bloß nicht. Lieber in der Mittagspause einen Bio-Apfel kaufen – und später den Kollegen noch die Gummibärchen aus der Schreibtischschublade klauen.

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