Auf der Suche nach frischem, klaren Internet? Nach sprudelnden Datenströmen? Dann ist Mainz genau der richtige Ort. Dort steht auf dem Rathausvorplatz jetzt Deutschlands erster Internetbrunnen. Wer sich in der Nähe aufhält, kann über W-Lan kostenlos im Netz surfen. Nicht nur die Form des Brunnens ist ungewöhnlich: Er ähnelt einem vier Meter hohen Fabrikschornstein, der kleine Wolken ausstößt. Auch das Innenleben ist interessant. Der Brunnen besteht aus einem W-Lan-Router und einer Spendenbüchse mit einer Vorrichtung, die das eingeworfene Geld zählt.
Schließlich werfen viele Menschen gern Münzen in Brunnen. Während das in Touristenmetropolen dazu führt, dass sauberes Wasser manchmal unnötig dreckig wird, sorgt der Geldeinwurf beim Internetbrunnen für das reibungslose Funktionieren. Nur wenn regelmäßig gespendet wird, kann mit voller Geschwindigkeit gesurft werden. Ansonsten stellt der Brunnen auf einen Notbetrieb um, mit dem sich gerade noch E-Mails abrufen lassen.
Auf internetbrunnen.de ist von weniger als 50 Euro monatlich die Rede, die der Betrieb bei Normalgeschwindigkeit koste. Wenn mehr reinkomme, würden neue Brunnen gebaut. Bis Ende nächsten Jahres sollen alle Parks und Plätze in Mainz versorgt sein. Das Ziel für 2012: Die hundert größten Städte der Welt sollen Brunnen bekommen.
Sind die Initiatoren vom Mainzer Kulturverein Peng größenwahnsinnig oder ist es eine geniale Idee? Den Traum von flächendeckendem, kostenlosem W-Lan gibt es schon länger – und mit verschiedenen Ansätzen: Die Initiative Freifunk, die in Mainz auch den Brunnen unterstützt, ermutigt Privatpersonen, ihr W-Lan für Fremde zu öffnen. In der Aachener Innenstadt bietet die Firma Unitymedia W-Lan an, allerdings nur für ihre Kunden. Das bekannteste Projekt kam aus Berlin. Das Gebiet innerhalb des S-Bahn-Rings sollte mit schnellem Online-Zugang versorgt werden. Der Plan scheiterte aber im Januar. Die 5.000 benötigten Antennen könnten das Stadtbild verschandeln oder die Elektronik der Ampeln stören, so die Einwände der Gegner. Deshalb müsse jeder Standort einzeln geprüft werden. Darauf wollte sich keine Firma als Netzbetreiber einlassen.
In Mainz wollen engagierte Bürger das Netz selbst aufbauen. „Eigentlich ist es unverständlich, dass der Zugang zum Internet nicht wie bei Straßen geregelt wird“, schreiben die Brunnen-Bauer auf ihrer Webseite. „Aber wir glauben, es ist leichter und kostengünstiger, wenn wir das jetzt selbst in die Hand nehmen, statt darauf zu warten.“