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Syrische Oppositionelle haben bei Google Maps nach der Assad-Familie benannte Straßen umgetauft. Wie funktioniert das? Ein Guardian-Autor hat es ausprobiert

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Syrische Regierungsgegner, die ihr Land aus den Händen von Präsident Bashar al-Assad befreien wollen, haben sich vorgenommen, ihn von der Landkarte zu wischen – im wörtlichen Sinne.

Bei Google Maps sind nach Mitgliedern der Assad-Familie benannte Hauptverkehrsadern in Namen von den Helden der Aufstände umgetauft worden. So etwas gab es im Rahmen des Arabischen Frühlings schon einmal. Als im vergangenen August Anti-Gaddafi-Rebellen in Tripolis einmarschierten, erhielt der „Grüne Platz“, wie der Diktator die größte Freifläche der Stadt benannt hatte, bei Google Maps über Nacht wieder seinen ursprünglichen Namen - „Platz der Märtyrer“ - zurück.

Der Internetkartengigant war damit nicht zum ersten Mal in politische Dispute verwickelt. Vor zwei Jahren wurde das umstrittene, an Tibet grenzende und zu Indien gehörende Gebiet Arunachal Pradesh versehentlich China zugeordnet und mit Ortsnamen auf Mandarin versehen. Die bilateralen Gespräche zwischen den beiden Ländern, die wenige Stunden später beginnen sollten, hat das sicher nicht vereinfacht. Und als die Gewässer zwischen dem Iran und Saudi Arabien als „Arabischer Golf“ ausgewiesen wurden, unterschrieben in Folge Millionen Iraner eine Petition für die Umbenennung in „Persischer Golf“. Nun wird keine der beiden Bezeichnungen angezeigt.

Google selbst macht stets Datenfehler verantwortlich und ist äußerst bemüht, sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, politisch Befangen zu sein.

Google hat ein Problem

Die syrischen Aktivisten machen sich Googles Vertrauen in die Weisheit der Masse zu Nutze. Vor ein paar Jahren hat der Konzern den Service Map Maker eingeführt, über den jeder, der ein Googleprofil hat, Google Maps bearbeiten kann. Wie bei Wikipedia sollen Communitymoderatoren die Einträge prüfen, bevor sie freigegeben. Hier liegt der Knackpunkt.

Ich habe Mittwochabend den Test gemacht und selbst die Gafgaz-Straße in Baku in Aserbaidschan in „Benjis Boulevard der außerordentlichen Freude“ umgetauft. Einige meiner Freunde, haben dieser Änderung zugestimmt. Folgende Optionen waren daraufhin möglich:

a) Hätte die Straße den Namen „Benjis Boulevard der außerordentlichen Freude“ erhalten, ließe das darauf schließen, dass Google Maps leicht missbraucht werden kann. Dann hat Google ein Problem. (Ich hätte der Straße dann übrigens trotzdem wieder ihren ursprünglichen Namen zurückgegeben.)

b) Sollte der Straßenname nicht verändert werden können, so hieße das, dass sich Straßen bei Google Maps nicht eben mal umbenennen lassen. Dies wiederum würde bedeuten, dass die Umbenennungen in Syrien, Libyen und Indien bewusst bewilligt wurden. Dann hat Google ein Problem.

Donnerstagmorgen kam der Bescheid: „Benjis Boulevard der außerordentlichen Freude“ wird als neuer Name für die Gafgaz-Straße in Baku nicht akzeptiert. Die Bearbeitung wurde von einem bewährten User abgelehnt. Siehe folglich Szenario b)


Übersetzung: Zilla Hofman
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