Toxisch lautet die Überschrift für einen Leserbrief im Berliner Stadtmagazin tip vom 15.10.2009:
Leider hat man den Gedanken der Schlossrekonstruktion lange Zeit nicht für voll genommen, das muss ich mir selbst vorwerfen, und da bin ich mit vielen Kollegen einig. An die sinnstiftenden Möglichkeiten des Bauens in einer kulturschaffenden Gesellschaft glaube ich so wie Sie wahrscheinlich an die Pressefreiheit. Der Prozess bestimmt das Ergebnis....
„Das Loch muss gefüllt werden,“ schreiben Sie zum Schlossplatz, dabei ist dieser Ort im Berliner Stadtgewebe doch bereits gesättigt wie ein fruchtbarer Ozean. Das Holocaust-Denkmal hat fünfzig Jahre vom Anlass bis zur Realisierung gebraucht (1945 – 2005), kein Jahr zu lang...
Sehr viele intelligente, engagierte, gut begründete Artikel zur Dummheit der Schloss-Rekonstruktion konnte man bereits in den vergangenen Jahren lesen. Vergeblich habe ich wie viele andere auch gehofft, dass diese Meinungen Gehör finden. Solange die entzündliche Wunde noch nicht geheilt ist, sollte endlich jeder mitreden, lieber Qpferdach.
Gourmets und Mäzene historischer Stadträume könnten ja gerne die Kulissen zu einer historisierenden Inszenierung und Rekonstruktion der überlieferten Platzfolge errichten lassen, aber ein Gemischtwarenladen mit bildungsbürgerlicher Event-Pädagogik und ethnologischen Schatzkammern überzeugt mich auf dem Schlossboden nicht.
Ich bin gegen das geplante Humboldtforum, das sich durch einen geliehenen, um nicht zu sagen gefälschten Mantel Bedeutung zulegen will wie ein Erbschleicher.
Ich bin gegen das geplante Humboldtforum, das aus einer städtebaulichen Behauptung und dem „Horror Vacui“ von der angeblich öffentlichen Meinung gekürt wurde.
Ich bin gegen das geplante Humboldtforum, weil die erhaltenswerte Erbmasse bereits heute sehr große Anstrengungen in Pflege und Unterhalt einfordert. Wenn man die Völkerkundlichen Museen in Dahlem und das Haus der Kulturen der Welt abwickeln will, braucht man dazu etwa ein Humboldtforum als Vorwand wie zum Abriss des PdR?
Ich bin gegen das geplante Humboldtforum, weil wir den Schlossplatz der kommenden Generation zur Einigung überlassen sollten.
Dass die Berliner Architektenkammer bei dieser Thematik nahezu unsichtbar bzw. unhörbar bleibt, kann man als Demutsgeste eines durch hohen Konkurrenzdruck und prekäre Veränderungen geprägten Berufsstands ja noch hinnehmen. Ich hoffe aber zumindest, dass die Kammer Hans Kollhoff bei seiner Klage unterstützen.
Man könnte bedauern, dass die Presse Jurygängelung und Rechtsbeugung im Vergabeverfahren nicht mit detaillierter Tiefenschärfe begleitet hat. Es entsteht der Eindruck, dass die Deutungshoheit um den Berliner Schlossplatz in einem demokratisch und publizistisch nicht transparenten Raum ausgehandelt wird. Ich bin gespannt, ob und wann sich das ändert.
Mit freundlichen Grüßen
Ernst-Wolf Abée
Architekt SRL
Hier endet der 30. Eintrag: Dieser Blog mischt Fiktion mit Realität. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:
Ich schreibe um unser Leben. Bitte bleib dran.
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