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Peggy weiß, dass sie sich heute von Marlene verabschieden muss, wenn es auch schwerfällt. Vor ihnen ragt als mächtiger Schattenriss dunkel ein Flügel des Charlottenburger Tors in den herbstlichen Frühnebel.

„Entlang dieser Chaussee läufst Du an der Technischen Universität vorbei, weiter im Westen findest Du die Sommerresidenz, welche einige preußische Königinnen und Könige als Wohnsitz bevorzugten,“ sagt Marlene, um das beklommene Schweigen zu brechen, „das alte Schloss in Berlin war nicht bei allen gekrönten Häuptern beliebt,“ mit leicht spöttischem Unterton.

„Ist es nicht seltsam, dass ein Schloss und eine ganze Stadt nach einer verstorbenen Königin benannt wird!“ überlegt Peggy laut, Marlene erwidert: „Der alte Name ist bald vergessen, wenn die Herrschaft neu benennt,“ und erinnert sich:

„Als Kind habe ich die alten Steuerhäuser noch gesehen, mein Vater hat sie mir gezeigt.... ich habe mir vorgestellt, dass ich, Prinzessin Marie Magdalene, im nördlichen Haus wohne und mein über alles geliebter Prinzgemahl im südlichen, unsere Zollbeamten bedienen den Schlagbaum und kassieren, alle Reisenden grüßen uns freundlich, wir winken ihnen nach.... man musste die beiden Häuser abbrechen, als die Strasse verbreitert wurde, dann bauten sie die neuen Torflügel,“ Marlene macht eine kurze Pause: „Die Nazis haben die beiden Torflügel wieder versetzt, als Hitlers Baumeister die Chaussee verbreiterte und die Flügel weiter auseinanderzog, so hat er das unsichtbare Verbindungsband überdehnt: Die Nazis haben dieses Tor förmlich zerrissen.“

Bei jedem Abschied muss Peggy an ihren Vater denken, der unerwartet fortblieb, so konnte sie den letzten Moment nie mehr erinnern, nicht die letzten Worte, das letzte Lächeln. Man sagte doch, die TITANC sei unverwundbar...

„Ich wollte Dir noch so viel erzählen, liebe Freundin..... und vielleicht hätte es Dich gelangweilt. Aber in Gedanken werde ich weiter mit Dir reden, geduldig wirst Du alles anhören und Dir nur gelegentlich eine süffisante Bemerkung verkneifen...“ verspricht Peggy, „seit meiner Kinderzeit suche ich immer wieder den inneren Dialog mit Menschen, die ich schätze... auch wenn ich manchmal denke, dass ich damit eine eigenartige Marotte pflege, ganz lächerlich für andere...“

„Schreib es doch auf,“ sagt Marlene, „und gib es mir zum Lesen, wenn wir uns wieder treffen!“

Sie starrt in die Ferne und kneift die Augen zusammen, irgendwo im Dunst über dem westlichen Horizont muss ein Sendemast in die schweren Himmel ragen, daran erinnert sich Marlene.

„Soll ich Dir Briefe schicken?“ fragt Peggy belustigt, „einen in der Woche, oder wenigstens einen pro Monat?“ Eine Erinnerung erwacht: „Der namenlose Architekt hat mir jeden Monat ein Gedicht geschickt, sentimental und so schnulzig, dass ich mich erst geärgert habe.... aber nach ein einiger Zeit hatte ich mich daran gewöhnt, sodass ich zu jedem neuen Monat auf seinen Brief gewartet habe... mit Worten wollte er ein Haus für uns bauen...“

Sehr, sehr deutlich verkneift Marlene sich jetzt eine süffisante Bemerkung....

„Ich liebe Dich, Marlene....“ sagt Peggy leise.

„Du weißt, dass ich nicht lieben kann.“ sagt Marlene nervös und ihre Augen wandern schnell zwischen den beiden Torflügeln hin und her. „Ich werde in den Wald gehen, vielleicht finde ich das Einhorn.... hoffentlich schenkt es einen guten Champagner aus...“



Hier endet der 196. Eintrag: Dieser Blog mischt Fiktion und Realität. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:

Ich schreibe um unser Leben. Bitte bleib dran.


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