Hör den Chor der Hungrigen. Was erwarten wir von der Stadt unserer Träume? Reichtum!
Ein Knotenpunkt im Netz der Handelswege – eine Furt oder ein Markt, eine Oase, ein Hafen sind Katalysator der Stadtgründung und Motor ihrer Entwicklung. Auf den Marktplätzen einer Stadt spiegelt sich der Reichtum der Umgebung, aber auch Position und Wertigkeit im Netz der überregionalen Handelswege. Jahreszeiten und Fruchtfolge sindgemächlicher Taktgeber für den Landbau, im Rhythmus der Markttage aber leben die Städte.
Frisches Wasser in den Brunnen, beleuchtete Straßen zur Nacht: Das System Stadt soll Überfluss generieren und verteilen, damit jedem Bürger, jedem Einwohner, auch jedem Neuankömmling der Weg zu Einkommen und Wohlstand offen steht. Im Labor Stadt entwickelt sich die Polyphonie der Arbeitsteilung: Produzenten, Händler und Dienstanbieter exponieren sich im Raum der geschäftlichen Möglichkeiten. Die Behauptung im vorhandenen ökonomischen System und der wirtschaftliche Erfolg der Individuen wird durch Kenntnisse, Engagement und kulturelle Sensibilität ermöglicht und verstetigt.
Wird die Existenzsicherung des Einzelnen oder von ganzen Gruppen im Soziotop einer Stadt fraglich, zerstören Stagnation und Apathie alle Kreisläufe der Wertschöpfung, Abwanderung hinterlässt leere Häuser und kalte Wohnungen. Die Zurückbleibenden haben höhere Lasten zu tragen, diese Perspektive verstärkt wiederum den Trend zum Rückzug und zur Entropie der Kräfte.
Der Topist* kennt die Regeln der Ökonomie. Er beobachtet die Märkte: Lebensmittel, Wohnung, Arbeit, Vergnügungsangebote. Mit Vorliebe kauft und verbraucht er antizyklisch.
Der Topist* versucht die Abhängigkeit vom Hausbesitzer, Arbeitgeber oder Kreditinstitut zu verringern. Sensibilisiert durch sein waches Freiheitsbedürfnis meidet er jede Abhängigkeit. Verhandlungschancen lassen sich erst mit der Wahlmöglichkeit zwischen Optionen erkennen und nutzen. Bei seiner Reifung zum homo oeconomicus wird er verschiedene Nischen des Wirtschaftsystems durchqueren. Er bezahlt Lehrgeld, um sich vom Stadtlehrling zum Stadtgesellen zu entwickeln. Der Topist* meistert den Weg auch ohne Richtung.
Zwei Stufen der Initiation hat der Topist* zu überwinden. Er wird kein Haus bauen, sondern das Haus übernehmen, wenn es notwendig ist. Er wird auch keinen Baum pflanzen, sondern allein oder mit Genossen ein Unternehmen gründen, wenn die Idee trägt. Und er wird nicht zögern, das nächste Projekt zu starten.
Vom Bürger unterscheidet sich der Topist*: er bleibt nicht um jeden Preis.
*Topist: wie lange habe ich dieses Wort schon gesucht!
PAOLI:... Wie kann man bestimmte Theorien recyclen? Nicht neue entwerfen. Wir sind keine Utopisten, sondern Topisten. Utopie ist ein nicht existierender Ort, Topos aber ist das, was da ist. Topisten sind Leute, die mit dem, was da ist, basteln und spielen, und nicht den großen Gegenentwurf machen.
Interview Guillaume Paoli im kreuzer online am 15.09.2008
Hier endet der 85. Eintrag: Dieser Blog mischt Fiktion und Realität. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:
Ich schreibe um unser Leben. Bitte bleib dran.
Erste Forderung - Gesellschaft
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