Nach Gewohnheit blieb ich vor jeder ausgehängten Zeitung, an der ich vorbeikam, stehen, um die Bekanntmachungen von ledigen Stellen zu studieren, und ich war so glücklich, eine zu finden, die ich übernehmen konnte: Ein Kaufmann im Grönlandsleret suchte einen Mann, der ihm jeden Abend für ein paar Stunden die Bücher führen könnte; Lohn nach Übereinkunft. Ich notierte mir die Adresse des Mannes und betete im stillen zu Gott um diesen Platz; ich wollte für die Arbeit weniger verlangen als irgendein anderer, fünfzig Öre waren reichlich, oder vierzig Öre; ganz gleich, wie es sich eben gab.
Als ich heimkam, lag auf meinem Tisch ein Zettel von meiner Hauswirtin, worauf sie mich bat, meine Miete im voraus zu zahlen oder auszuziehen, sobald ich könnte. Ich möge das nicht ärgerlich aufnehmen. Es sei einzig und allein ein notwendiges Verlangen. Freundschaftlichst Madam Gundersen.
Ich schrieb ein Gesuch an den Kaufmann Christie, Grönlandsleret Nummer 31, legte es in einen Umschlag, und brachte es hinunter zum Briefkasten an der Ecke. Dann ging ich wieder in mein Zimmer hinauf, setzte mich in den Schaukelstuhl und begann nachzudenken, während das Dunkel dichter und dichter wurde. Nun fing es an, schwierig zu werden, sich über Wasser zu halten......
Aus einem Buch, das ich immer wieder anfange zu lesen:
Hunger, autobiographischer Roman von Knut Hamsun, Erstveröffentlichung 1890 in Oslo, Norwegen
Hier endet der 128. Eintrag: Dieser Blog mischt Fiktion und Realität. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:
Ich schreibe um unser Leben. Bitte bleib dran.
Klick zum Gästebuch