Hör den Chor der Vergessenen: Was erwarten wir von der Stadt unserer Träume? Erinnerung!
Überreich gefüllt ist das Gedächtnis der Stadt. Archive, Museen und Bibliotheken häufen Schätze weit über jedes menschliche Maß des Erinnerungsvermögens. Berühmte und diskrete Sammlungen belegen Eroberungszüge in alle Welten der Vergangenheit.
Das Neue muss gegen die Konkurrenz des Alten bestehen, so hört man. Eine autonome Kulturleistung sei ohne Kenntnis und Überwindung des Erreichten nicht zu erschaffen.
Aber die Verfügbarkeit einer Sammlung sinkt mit steigendem Umfang. An der Oberfläche sind nur disparate Fundstücke sichtbar. Zum Verständnis ist die Hilfe eines interpretierenden Vermittlers oder Lehrers erforderlich, jeder aber wäre zu Verkürzungen und Deutungen des großen Kulturgebäudes Erinnerung gezwungen.
Ein Topist* betrachtet den gesammelten Reichtum als seinen ganz persönlichen Steinbruch. Was vor seinen Füßen zutage tritt, wurde durch die absichtslosen Strömungen des Zufalls an diese Stelle getrieben. Er hebt es auf und steckt es ein – wie ein Vandale bei der Besetzung Roms.
Der Topist* weiß, dass erst verlorene Dinge erinnerungswürdig sind. Im Moment des Verschwindens entsteht das Objekt der Erinnerung, abgespeichert durch eine flüchtige, jederzeit aktivierbare Neuronenverbindung im Gehirn. In der Stadt kennen wir Orte, welche die verlorenen Erinnerungen beschwören: Denkmale und Friedhöfe.
*Topist: wie lange habe ich dieses Wort schon gesucht!
PAOLI:... Wie kann man bestimmte Theorien recyclen? Nicht neue entwerfen. Wir sind keine Utopisten, sondern Topisten. Utopie ist ein nicht existierender Ort, Topos aber ist das, was da ist. Topisten sind Leute, die mit dem, was da ist, basteln und spielen, und nicht den großen Gegenentwurf machen.
Interview Guillaume Paoli im kreuzer online am 15.09.2008
Hier endet der 94. Eintrag: Dieser Blog mischt Fiktion und Realität. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:
Ich schreibe um unser Leben. Bitte bleib dran.
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