Hör den Chor der Gebeugten: Was erwarten wir von der Stadt unserer Träume? Freiheit!
Stadtluft macht frei......der alte Lockruf der Stadt bedeutet: erfinde Dich neu! Im komplexen sozialen Gefüge eines städtischen Systems lassen sich Sollbruchstellen, Spalten und Nischen finden. Hier können sich die sozialen Schichten und kulturellen Gruppen individualisieren und heterogen neu verzahnen. Für gesellschaftliche Veränderungen sind diese kombinatorischen Freiräume dringend notwendig.
Die soziale Kontrolle wirkt in der Stadt weniger reglementierend als in anderen, homogen geprägten Siedlungsformen. Wo man alle Nachbarn kennt, wo die mündliche Überlieferung tief in die Vergangenheit reicht, wo Wertvorstellungen, Besitz- und Machtverhältnisse ungebrochen tradiert werden, ist der Bewegungsraum der individuellen Emanzipation eingeschränkt.
Im System Stadt dagegen sind Inkubation und Exploration neuer Lebens- und Arbeitsziele möglich. Die Stadt soll uns vielfältige experimentelle Versuchsfelder für soziale Organisationsformen bieten.
Autonome Teilgesellschaften, soziale oder ideologische Kasten bringen prägende Beiträge zur thesaurierenden Entfaltung der Stadtkultur ein, Klöster, Universitäten, Zünfte, Klassen oder auch exogene Neuansiedler wirken als bereichernde Kultur- und Wissensträger. Städte sind Testlabor für die Entwicklung des autonomen Bürgers im Spannungsfeld der Möglichkeiten.
Der Topist* weiß: das große Versprechen der Stadt ist die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung. Das Experimentieren mit neuen Wirtschafts- und Lebensformen ist Indikator für die Vitalität einer Stadt. Die notwendigen Freiräume ergeben sich immer wieder. Werden diese Räume nicht genutzt, so gehen sie verloren. Ein Topist* wird die Bruchstellen im polymorphen Gefüge entdecken und zu produktiven Nischen erweitern. Vielleicht nutzt er diese Nischen selbst, vielleicht besetzt er sie zusammen mit anderen Bundesgenossen.
*Topist: wie lange habe ich dieses Wort schon gesucht!
PAOLI:... Wie kann man bestimmte Theorien recyclen? Nicht neue entwerfen. Wir sind keine Utopisten, sondern Topisten. Utopie ist ein nicht existierender Ort, Topos aber ist das, was da ist. Topisten sind Leute, die mit dem, was da ist, basteln und spielen, und nicht den großen Gegenentwurf machen.
Interview Guillaume Paoli im kreuzer online am 15.09.2008
Hier endet der 82. Eintrag: Dieser Blog mischt Fiktion und Realität. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind zufällig und in der historischen Überlieferung nicht verbürgt. Ich bin nur der Navigator, mein Name sei NEMO:
Ich schreibe um unser Leben. Bitte bleib dran.
Erste Forderung - Gesellschaft
Zweite Forderung - Freiheit
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