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Kultur : Der Fall JAKO vs Trainer Baade

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Seit gestern macht im Netz - vor allem via Blogs und Twitter - das Duell JAKO vs. Trainer Baade die Runde. Ausgangspunkt des inzwischen zumindest aus der Warte des Netzbürgers als PR-Debakel für JAKO zu bezeichnenden Scharmützels war die aus Firmensicht etwas unfeine Auseinandersetzung des Blogs mit der Gestaltung des neuen Firmen-Logos. Dieses wurde qualititiv in die Nähe deutschlandweit bekannter Lebensmitteldiscounter gerückt.

Was folgte war ein Rechtsstreit, der in seiner Gänze hier nachzulesen ist. Das Ende des Lieds: eine Forderung über ca. 5000 € von JAKO gegenüber Frank Baade, dem Betreiber des Blogs. Dabei handelt es sich nicht um den ersten Fall einer Firma, die versucht, einen unliebsamen Blogger mit Kanonen zum mundtoten Spatzen zu machen. Das Paradebeispiel ist der gern zitierte Zwist zwischen Jens Weinreich und dem DFB, dessen Kosten von Weinreich nur durch einen zugegebenermaßen erfolgreichen Spendenaufruf aufgefangen werden konnten.

Diese "Kultur der Einschüchterung", wie sie Carta nennt, erstreckt sich aber nicht nur auf das Gebiet Sport, sondern ist per se beliebtes Mittel großer Firmen Interessen im Internet durchzusetzen. Ein anderes Beispiel ist das Ressort Musik und der teils schizophren anmutende Umgang mit Blogs, über den ich kürzlich schrieb.

Neben dem (hoffentlich) zum Scheitern verurteilten Versuch offensichtlich gängige Unternehmenspraktiken auf das Netz zu übertragen bleibt allerdings ein zweiter Eindruck: Das Netz selbst hat ein kleines wenig Macht, wenn es gemeinsam laut genug ins selbe Horn stößt. Zumindest JAKO fühlte sich durch den Sturm der Empörung, der durchs Netz fegte, so sehr auf Augenhöhe zurückgeholt, dass man vermeintlich über eine "gütliche Einigung" nachdenkt - was auch immer das heißen mag.

Einen faden Beigeschmak hat die Sache aber unabhängig vom Ausgang: zu schön gliedert sich JAKOs Verhalten in die Geschehnisse der letzten Monate ein, die der "Internet Community" mehr als deutlich zeigten, das alte Strukturen lieber noch ein bisschen rosten, bevor sich unsere Altvorderen zu der Erkenntnis durchringen können, dass Zukunft etwas ist, das man nicht mit allen Mitteln versuchen sollte zu verhindern. So sehr es auch schmerzt.

Update:

"Am Mittwoch versuchte die Firma dann, den Schaden einzudämmen. Sanguinettes Kollege Giuseppe D'Antuono kündigte gegenüber der SZ an, dass Baade in Kürze eine Erklärung veröffentlichen wolle. Der Fußballtrainer sagte jedoch, die Anwälte hätten ihn zu einer für Jako günstigen Meinungsäußerung überreden und ihm im Gegenzug die zweite Forderung über 5100 Euro erlassen wollen. Er aber wolle sich erst dann positiv im Internet äußern, wenn alle Forderungen fallengelassen würden." Aus der Sueddeutschen Zeitung (via Nerdcore)

Die Einschläge kommen näher. Oder wie diese neumodischen Tweaterer sagen würden: #fail.

Update 2:

„Wir haben uns rein rechtlich überhaupt nichts vorzuwerfen“, betont Rudi Sprügel, „aber rückblickend betrachtet, wäre es viel besser gewesen, wir hätten mit Herrn Baade persönlich Kontakt aufgenommen und die Sache mit ihm direkt geklärt.“


Sprügel kündigt an, er werde den Logo-Kritiker in die Firmenzentrale nach Mulfingen-Hollenbach einladen. Dabei werde man sehr gerne mit ihm über das neue Logo diskutieren und Baade könne sich ein eigenes Bild vom JAKO-Spirit und der Qualität der Produkte machen. Rudi Sprügel, der in jungen Jahren selbst in der zweiten deutschen Fußballliga spielte, will sich dafür einsetzen, dass Baade aus dieser Auseinandersetzung „keine finanziellen Nachteile erwachsen.“ Sprügel wörtlich: „Ich bin mir sicher, dass beide Seiten aus dieser unerfreulichen Geschichte gelernt haben.“ Pressemitteilung JAKO

Späte Einsicht ist vermeintlich besser als keine. Schön verpackt in PR-gerechte Sprache verdeutlicht aber unter vielen vor allem der Satz "Ohne die endgültige Klärung des Sachverhalts unter den Rechtsanwälten abzuwarten, alarmierte Baade daraufhin die Bloggerszene." ziemlich anschaulich, wo das Problem wirklich liegt: Das Unternehmen scheint sich mit den Gepflogenheiten der "Internet-Community" ebesno wenig auszukennen wie einige Bundesväter und -mütter.

Trotzdem ist alles noch mal glimpflich ausgegangen und beide Seiten haben "aus dieser unerfreulichen Geschichte gelernt": Die Blogger, dass sie potenzielles Freiwild sind und die Unternehmen, dass Jagdsport im Internet kein gutes Standing genießt. Bravo.

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Eine das Thema betreffende Frage wird auch auf meinem Ziehkind, der Fußballarena, diskutiert.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.