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Kultur – Eine neue Geschichte der Welt

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Politik : Kupierte Apokalypse - und: Macht uns das Internet zu Zombies?

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Autonomes Seminar an der Humboldt-Universität zu Berlin – seit 1998

Verantwortlich und Infos: Wolfgang Ratzel, Tel. 030-42857090 –

eMail: autonomes.seminar@t-online.de

Berlin-Pankow, den 4. Juni 2012

Liebe Mitlesenden und Interessierte,

(1) Einladung zum Offenes Seminar “Melancholie und Apokalypse”

Thema: Die kupierte Apokalypse in der Literatur am Beispiel Cormac McCarthy: „Die Straße“

Die kupierte Apokalypse offenbart den Untergang der alten und schlechten Welt, schneidet aber die Gewissheit ab, dass ein Paradies auf Erden als neue Welt der Vollkommenheit, Fülle und des ewigen Lebens folgen wird.Der Untergang endet in der Offenheit einer tabula rasa. Lektüre-Vortrag von Wolfgang Ratzel.

Mittwoch, 6. Juni 2012, 18:00 c.t.–20:00 Uhr

Seminargebäude der Humboldt-Uni, Invalidenstr. 110, Raum 293

(beim U6-Bf Naturkundemuseum)

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(2) Einladung zur Reihe „Kritik der Piratenpartei“ –

Vortrag von Uta Wenzel mit Diskussion: „Macht uns das Internet zu Zombies?“

Welchen psychischen Preis kostet das fortdauernde Online-Sein? Was machen unsere Affekte und wo bleiben unsere Sexualität und Emotionen? Der Vortrag verbindet diverse Medientheorien, individuelle psychische Auswirkungen mit Fallbeispielen aus der Praxis psychotherapeutischer Krisenbewältigung.

Die Gliederung des Vortrag kann unter eMail: autonomes.seminar@t-online.de angefordert werden.

Donnerstag, den 7. Juni 2012, 18:00–20:00 Uhr,

Seminargebäude der Humboldt-Uni, Invalidenstr. 110, Raum 293

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(3) Rückblick auf die „Kritik der Piratenpartei“ vom Do, 24. Mai 2012

Vorab: 16 Kolleginnen und Kollegen nahmen teil, und in der „Blue Money-Feedback-Collecting-Box“ ruhten 16,25 gespendete Euro.

Nun – es kam es zum ersehnten face-to-face-Kontakt mit drei PiratInnen, und zwar mit

- Andreas Pittrich, LiquidFeedback-Beauftragter der Piraten von Friedrichshain-Kreuzberg sowie Mitautor des Geschlechter- und Familienprogramms und des Berliner Grundsatzprogramms für Bildung der Berliner Piratenpartei.

- Christiane, über die wir danach erst erfuhren, dass sie Christiane Schinkel heißt und hier-und-jetzt der Berliner Landespartei vorsitzt.

- Und Matthias, von dem wir ebenfalls erst im Nachhinein erfuhren, dass er Schrade heisst und dem 7. Bundesvorstand beisitzt.Das war geballte Anerkennung, die gut tat.

Das Vortragskonzept „Kann Demokratie als leeres Betriebssystem funktionieren?“ kann unter eMail: autonomes.seminar@t-online.de angefordert werden; ebenso die Merkblätter „Direkter Parlamentarismus – Liquid Democracy“ – „Tatsächliches und amtliches Endergebnis der Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und NRW“ (woraus sich erneut die Krise der repräsentativen Demokratie ergibt) - „Basisdemokratie und Frauenstimmrecht in der Schweiz“ - „Horizont und Regeln der Piratenpartei“, - „Ehrenkodex der Piratenpartei“. (mangels Liquid-AutS-Website geht die Versendung nur auf diese unflüssige Weise).

In der langandauernden Diskussion (die sich im „Türken“ bis kurz vor Mitternacht fortsetzte), beeindruckten folgende Details:

(1) Die drei PiratInnen leiten das Recht (das bekanntlich dem Leben fremd und niemals deckungsgleich gegenübersteht) aus dem faktischen Leben selbst ab!

- Beispiel Wahlrecht für AusländerInnen: Wer sechs Monate in Deutschland wohnt, ist auf Antrag wahlberechtigt. Nicht das Abstammungs- und Blutprinzip oder das Territorialprinzip und auch nicht die Frage, ob die ImmigrantInnen Arbeit haben oder Steuern bezahlen, entscheidet über die Frage des Wahlrechts, sondern –ganz archaisch- das faktische Leben selbst, d.h.: Wo wohne ich seit sechs Monaten? - wo nehme ich am gesellschaftlichen Leben teil? – Punktum, das war’s!

- Dasselbe gilt hinsichtlich des Mindestalters der Wahlberechtigten: Jegliches Mindestalter entfällt. Mensch ist ab Null Jahre (aber erst nach der Geburt, nicht im Mutterleib) prinzipiell wahlberechtigt; d.h.: Wer sein Bedürfnis äussert, wählen zu wollen, ist wahlberechtigt (was „natürlich“ die Willensäusserungsfähigkeit voraussetzt). Offen blieb, ob auch die ältere BürgerInnen zuerst ihren Wahlwillen äussern müssen, oder ob sind sie weiterhin „automatisch“, da alt und BürgerIn, wahlberechtigt sind?

(2) In der Frage der politik-leitenden Meinungsströme gilt prinzipiell das Prinzip „Bottom up“. Meinungen, die Folgen haben, strömen von unten nach oben, nicht von oben nach unten (top down). Röttgen wird als nicht von der Kanzlerin rausgeworfen, sondern die Kanzlerin verwaltet des Rauswerfen oder den Nicht-Rauswurf (und nichts ausserdem).

(3) Wo Machtpolitik war, soll Sachpolitik werden! In der Frage der „Koalitionsfähigkeit“ werden statt Parteienkoalitionen Themenkoalitionen angestrebt: JedeR Abgeordnete entscheidet, befreit vom Fraktionszwang, was themenbezogen sachlich richtig ist.

Nachfolgende Fragen wurden aufgeworfen, konnten aber zeitbedingt nicht tiefgründig genug diskutiert werden:

1. Wie muss ein Liquid-Betriebssystem ausgestaltet werden, damit es die Plattformneutralität und Netzneutralität gewährleistet?

2. Besteht nicht die Gefahr, dass über Priorisierung, d.h. Einordnung nach Wichtigkeit, von Mechanismen die Macht sozusagen in das Betriebssystem einwandert? Wer entscheidet zum Beispiel, welcher Filter “sinnvoll“ ist? Und wie kann verhindert werden, dass die Systemadministration zum „wahren Herrscher“ von Det-Janze wird?

3. Warum überhaupt herrschen? Demokratie heisst: Das „Volk“ (= demos – aber wer ist das Volk?) herrscht (= kratéo) über ...., ja, über wen?

kratéo heisst: Das „Volk“ hat Gewalt, ist stark und mächtig, überwältigt und siegt. Geht es dem „Betriebssystem Piratenpartei“ um Herrschaft und Sieg?

4. Demokratie ist der Name eines Herrschaftssystems und setzt eine souveräne Instanz voraus, die legitimiert ist zu entscheiden, was gilt! Wer aber entscheidet im „neutralen“ Verfahren der Liquid Democracy?

5. Wer oder was ist der Souverän? das „Volk“? – die kluge Masse? - die Schwarmintelligenz“, - die Netzwerkintelligenz? – der Systemadministrator? - der Kapitalverwertungsprozess? - die Wirtschaft? - die Tragfähigkeit von Erde und Welt?

6. Wäre nicht maintenance (das heisst „erhaltende Verwaltung“) der Begriff, der das Wesen von „Liquid democracy“ aussagt? – also Liquid Maintenance?

7. Wie gelingt es, Entscheidungen (!) über längere Zeit stabil zuhalten?

8. Wie gelingt es, Manipulationen zu erkennen?

9. Wie kann in einem anonymisierten virtuellen Raum „Vertrauen“, „Verantwortung“und „Verpflichtung“ entstehen? Wie können „Bindekräfte“ zwischen wirklichen Menschen und wirklichen Menschen und wirklichen Menschen und wirklicher Umwelt (Tiere, Pflanzen) entstehen? Wer oder was gewährleistet die Bindung an das Verbindliche?

10. Wie gelingt es, die Offline-Menschen in das Feedbackverfahren einzuschließen?

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Drei Fortsetzungen der „Kritik der Piratenpartei“ zum Vormerken:

Donnerstag, 7. Juni 2012, 18:00 Uhr.

Ute Wenzel spricht zum Thema: „Macht uns das Internet zu Zombies?“

Welchen psychischen Preis kostet das fortdauernde Online-Sein? Was machen unsere Affekte und wo bleiben unsere Sexualität und Emotionen? Der Vortrag verbindet diverse Medientheorien mit Fall-Beispielen psychischer Auswirkungen und mit der Praxis einschlägiger psychotherapeutischer Krisenbewältigung.

Donnerstag, 21. Juni 2012, 18:00 Uhr

Andreas Pittrich (LiquidFeedback-Pirat aus Kreuzberg-Friedrichshain):

Sein Thema lautet: "LiquidFeedback in der Piratenpartei" –

Vorstellung der Software LiquidFeedback: Werkzeug zur Willensbildung und Entscheidungsfindung. Über ihren Einsatz in der Piratenpartei und die politischen Fragen, die sie aufgeworfen hat.

Donnerstag, 19. Juli 2012, 18:00 Uhr

Streitgespräch [Arbeitstitel] „Weiter so, aber optionenvielfältiger?“ – oder „Anderer Anfang“? – Genauer Titel und Themen werden noch vereinbart werden.

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ciao, Wolfgang Ratzel - autonomes.seminar@t-online.de

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