Kultur : Der Schmäh als Fratze

Georg Kreisler erhält den Hölderlin-Preis und veröffentlicht einen Band mit „unbeabsichtigten Gedichten“

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Wenn der Chansonnier Georg Kreisler am 6. Juni dieses Jahres, einen guten Monat vor seinem achtundachtzigsten Geburtstag und rechtzeitig zum Erscheinen seines Lyrikbandes „Zufällig in San Francisco“, mit dem Hölderlin-Preis ausgezeichnet wird, beruht diese Ehrung auf einem mehrfachen Missverständnis.

Einerseits kommt sie zu spät: Denn wer hätte einen Literaturpreis, dem ein des Jakobinismus verdächtiger, gleichwohl als Klassiker rubrizierter romantischer Idealist den Namen gibt, früher erhalten dürfen als er? Andererseits kommt sie zu früh: Denn anders als die meisten Liedermacher, die noch gelegentlich mit ihrem Repertoire durch die Lande tingeln, hat Kreisler sich im Alter stark verändert. Er hat Romane und eine Autobiographie