Halle macht uns alle: Good ol' Schmücke wird angeschossen! Und das nur, weil der "Polizeiruf: Ein todsicherer Plan" Spannung durch Dooftun herzustellen versucht
Halle also, weil die Schweiz noch nicht so weit ist. Halle heißt Liebe mit Leiden, denn das hier so geschätzte Drollige der beiden beleibten Kommissare Schmücke (Jaecki Schwarz) und Schneider (Wolfgang Winkler) bleibt zumeist Andeutung, wenn nicht Versprechen. Immerhin hat sich die Neue aka Kommissarin Nora Lindner (Isabell Gerschke) in dieser Folge so weit akklimatisiert, dass sie fast teenagerhaft tändelnd mit dem hengstbissigen Schmücke am schauen Eigenheim der Energy-CEO-Mutter Ernährungstipps austauscht ("Sie sollten nicht so viel Süßkram essen").
Die fortlaufende Integration der jungen Kollegin scheint damit allerdings nicht abgeschlossen zu sein. Im Gegenteil: Man muss sich, gerade nach Ein todsicherer Plan, Kommissarin Lindner wie eine "Br
nt damit allerdings nicht abgeschlossen zu sein. Im Gegenteil: Man muss sich, gerade nach Ein todsicherer Plan, Kommissarin Lindner wie eine "Brückentechnologie" im Sinne der CDU-Atomkraftverniedlichung vorstellen – etwas, das aus der irgendwie unfertigen Gegenwart (die weiser werdenden two Herberts) vage in eine wie auch immer geartete Zukunft weist, wobei offen bleibt, ob und was überhaupt dann besser sein wird.Good ol' Schmücke wird nämlich angeschossen. Das verdammt die Neue zur emotionalen Einfühlung, weil naturgemäß jeder von ihr Mitleid erwartet anstelle eines klammheimlichen Flirts mit einem möglicherweise frei werdenden Arbeitsplatz eine Dienstgradetage höher. Das Defilee des überbordenden Ermittler-and-Friends-Personals (neben Schneider, Lindner auch Schneiders Gabi, gespielt von Karin Düwel, und die KTU-Frau Weigand, gespielt von Marie Gruber) vorm Krankenzimmer inklusive eines krypostalinreligiösen Nicht-mehr-aussprechen-Könnens des Namens Schmücke gehört zu den charmanten Aspekten der Folge. Ebenso wie Schneiders Hammergesicht nach dem Herzstillstand. Für die Zukunft aber verheißt der Schuss auf Schmücke nichts Gutes – selbst wenn er in der nächsten Folge wieder mopsfidel sein sollte, die Wegbeschreibung für eine upcoming Exit-Strategie liegt vor.Komatöse SpannungDabei hätte der Anschuss überhaupt nicht sein müssen – und damit wären wir bei dem lausigen Film –, so amateurhaft, wie sich Schmücke auf dem suspekten Hof in der Ulestraße anstellt: Schön lange ins gesuchte Auto reinblicken, damit potentielle Beobachter im Haus auch ja die Möglichkeit haben, großspurig-erregt rauszukommen und rumzuballern. Solches Dooftun hält viel von dem am Laufen, was sich in diesem Polizeiruf Handlung nennt (Buch: Matthias Herbert) und was auch durch die versuchte Analepse am Beginn nicht spannender wird. Dass Schmücke über die Hälfte der Filmhandlung im Koma verpennt und trotzdem, kaum bei Besinnung, den Täternamen flüstert, könnte man Intuition nennen. Es spricht bei genauerem Nachdenken aber nicht für die Spannung von Ein todsicherer Plan.Wurden vor Wochen hier noch Momente der Unlogik als mitunter vernachlässigenswert verteidigt für eine Filmhandlung, muss man sich bei Ein todsicherer Plan fragen, wie das alles zusammenhalten soll. Entführung ist ein schwieriges Thema für die Mordkommissionen des Sonntagabends im Fernsehen, weil da ja erstmal keiner tot ist. Nun kann man mit der Prominenz von the two Herberts and die Neue die Zuständigkeit vielleicht noch entschuldigen für ein solch aufregendes Verbrechen wie das Kidnapping der Millionärstochter Lissi (Michelle Barthel, die auf Problemkinder am Sonntagabend abonniert ist, und, tragischerweise, da sie mal nicht eine Große-Schwester-Bewundererin aus einfachsten Verhältnissen spielt oder ein Trennungskind am Rande des finanziell Sonnigen, via Mimikry ans Unterprivilegierte doch wieder nicht auf dicke Hose machen darf).Dass die streitenden Eltern Patrizia (Julia Bremermann) und Enrico Moltke (Heikko Deutschmann) sowie der von Beginn an dubiose Anwalt Pfahl (Michael Lesch aka Dr. Horst Nenner beziehungsweise der späte Fahnder) ihr Süppchen kochen und die Geldübergabe gerade mal von Lindner und Schneider überwacht wird; dass keine Telefone abgehört werden; dass der Entführer Canaver (Bülent Sharif) die Lösegeldforderung laufend erhöht und auch nach getaner Geldübergabe (wenn auch nicht an ihn) nichts Besseres zu tun hat, als sich weiterhin mit der Geisel zu beschweren; dass Lissis Lover so lange rumdruckst; dass Lissis Freundin so lange rumdruckst – das ist bei weitem nicht alles, was den Polizeiruf unglaubwürdig und öde macht.Timo ist TimoDer Fußballspielbesprecher in uns würde sagen, dass diese Folge einfach zu weit weg vom Mann steht, wobei der Mann dann das wäre, was man Wirklichkeit nennen könnte oder auch nur das, was erzählt werden soll. Zur Spürbarkeit dieses Abstands trägt das in Halle wie immer endkrasse Gefälle zwischen den beiden Enden des gesellschaftlichen Spektrums bei (auch so ein Unsinn: Lissi wird knapp gehalten, als Auto soll's dann aber ein Oldtimer sein). Dieses Gefälle zu kaschieren versucht wiederum eine Sehnsucht der von den eigenen Eltern (groß: Gunda Ebert als Frau von Endert) abgetörnten Reichenjugend (Lissi und ihre Freundin Natti). Die Sehnsucht aber wird durch Natti von Endert (Natscha Lawiszus) mit einer derart durchreflektierten Beschreibung benannt, wie man sie sich erst oder schon von einem "alarmierenden" Artikel über das Phänomen aus der Feder eines um Profilierung bemühten "Experten" erwartet hätte. Tröstlich daran ist nur die tautologische Poetik des einfachen Menschen: "Timo ist Timo. Wenn die gut drauf sind, sind sie gut drauf. Wenn sie scheiße drauf sind, sind sie scheiße drauf."Klingt wie die Anleitung zu einer Strafarbeit, zu der man den Autor der Folge gern verdammen würde und bei der er wirklich alle Verhaltensweisen in wirklich allen nur denkbaren Gemütslagen durchdeklinieren müsste.Ein schöner Schnepfismus (= Unsichterheit kompensiert durch Professionalitätsgehuber): "Alles, was jetzt passiert, dafür sind sie verantwortlich" (Kommissarin Lindner zu den Lissi-Eltern feat. Anwalt)Ein ebenfalls schöner Schnepfismus: "Sie landet morgen mit der ersten Maschine" (Frau von Endert über die Abwesenheit ihrer Tochter)