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Kultur : Googles Angst vor Facebook und ihre Folgen

Google auf Platz Eins der erfolgreichsten Websites ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Drum sucht sich Google mit "Search, plus Your World" einfach selbst

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Google hat seine Suchfunktion überarbeitet. „Search, plus Your World“ durchsucht nicht mehr nur das WWW, sondern zudem das firmeneigene soziale Netzwerk Google+. Das Werbevideo inszeniert „Deine Welt“ mit althergebrachten Individualitätsbeweisen: papierne, handschrift­liche, von lauter echten Menschen fabrizierte Nachrichten. So soll die Gleichung zwischen Subjekt und Produkt auch bei Google aufgehen – nicht nur beim Konkurrenten Facebook.

Tatsächlich wäre „Search, plus Your Google“ die passendere Benennung. Die Neuerung ist in Googles eigenstem Sinne, sie widerspricht, sehr deutlich, der vorgeblichen Objektivität einer Internetsuchmaschine, auf die Google Erfolg und Bedeutung gründet. Mit peinlicher Bedenkenlosigkeit rückt sich das Unternehmen nun selbst in den Vordergrund. Schon während des Tippens werden Google+-Profile vorgeschlagen, am Rand erscheinen sie gleich als Werbeanzeigen ein weiteres Mal. Da demon­striert der Algorithmus, was er kann: Wer nach „Facebook“ googelt, erhält zuoberst das Google+-Profil des Facebook-Chefs Mark Zuckerberg, dessen Facebook-Profil bleibt dagegen höflich unerwähnt. Sinnige Pointe: Zuckerbergs Google+-Auftritt enthält einzig die Information, dass es keine Information enthält, und beschreibt damit die Funktionalität der neuen Suche recht unverblümt: „Mark teilt nichts mit ihnen.“ Immerhin: Wer nach „search plus your world“ googelt, erfährt, dass Datenschützer die US-Handelsaufsicht FTC einschalten wollen.

Die Umstrukturierung, über die Suchmaschinen-Optimierer verärgert sind, wiegt leicht im Vergleich zu der deutlichen Sprache, die sie spricht. Das Unternehmen scheint unter argem Druck zu stehen, wenn es seine Nutzer derart aus dem Blick verliert. Und dieser Druck hat einen Namen: Vielleicht schon im August dieses Jahres wird Konkurrent Facebook die Schwelle von einer Milliarde Mitgliedern überschreiten. Der Platz Eins in den Top Ten der erfolgreichsten Websites der Welt, auf den Google abonniert zu sein schien, ist nicht erst seit gestern in Gefahr.

Ausgerechnet in den Kategorien, die mehr und mehr Beachtung erlangen, wie etwa Verweildauer, hat Facebook Google bereits den Rang abgelaufen. Zudem hat das Geld dort zweifellos die besseren Argumente als das Programm: Auch Facebook hat vor Kurzem umgebaut, um eine merkwürdige Trennung von „Neuesten“ und „Hervorgehobenen Nachrichten“ zu installieren; die Ankündigung, dass bald noch anderes „hervorgehoben“ werden wird, kam folglich nicht allzu überraschend. Ab sofort sollen Werbeanzeigen – unter dem euphemistischen Namen „Featured Stories“ (ursprünglich geplant war: „Sponsored Stories“) – in den Strom der privaten Nachrichten integriert statt wie bisher davon abgegrenzt werden. Ein Knopf, mit dem sich die maschinell sortierten von den kommerziellen Inhalten trennen ließen, wird gar nicht erst eingerichtet.

So avancieren Produkte zu Freunden. Was durchaus konsequent ist: Die Nutzer von Facebook waren niemals Kunden, sondern von Anfang an das Produkt der Firma. Und die wird dieses Produkt vermutlich noch in diesem Jahr an der Börse verkaufen. Der Wert des Unternehmens beträgt laut Schätzungen etwa 50 Milliarden Dollar, macht 50 Dollar pro Daten-Ich. Kein stolzer Preis.

Katrin Schuster bloggt über Literatur und Medien unter katrinschuster.de

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