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Kultur : Wie schwer Kritik fällt

Nach der Verleihung des Henri-Nannen-Preises wird deutlich, wie schwierig es ist, die Bild-Zeitung treffend zu kritisieren

Ein übler Beigeschmack war programmiert
Ein übler Beigeschmack war programmiert

Foto: ukg.photographer

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Das Bildblog demonstriert seit 2004 eindrücklich, dass Kritik an dem Boulevardblatt populär ist, gerade in jenen Kreisen, die womöglich die einzige Hoffnung der „Qualitätsmedien“ darstellen. Und so haben Letztere in jüngster Zeit auffallend oft versucht, solchem aufklärerischen Impetus nachzueifern. Nur saß das irgendwie nie so recht; als hätte nicht die ehrliche Entrüstung am Ursprung gestanden, sondern zu allererst die Hoffnung auf mediale Aufmerksamkeit. Eine solche Lust am Eklat hält man nun auch den drei Redakteuren der Süddeutschen Zeitung Klaus Ott, Hans Leyendecker und Nicolas Richter vor, die vergangenen Freitag in einem im Grunde sympathischen Akt den Henri-Nannen-Preis abgelehnt haben, weil an ihrer Seite die Bild-Zeitung mit auf dem Podium gestanden hätte.

Das Ereignis passt zu der „Fallstudie über eine einseitig aufgelöste Geschäftsbeziehung“ von Hans-Jürgen Arlt und Wolfgang Storz, die den Titel ‚Bild‘ und Wulff – ziemlich beste Partner trägt: „Wer mit tagesaktuellen Ver­öffentlichungen längerfristig publizistisch und wirtschaftlich erfolgreich sein will, kann das nicht auf dem ‚Tugendpfad‘ des Journalismus. Er sieht sich zwangsläufig veranlasst, Bild als Vorbild zu nehmen. Diese strukturelle medienökonomische Entwicklung bildet die eigentliche Basis und damit die tieferliegende Erklärung für die wachsende, wenn auch in Teilen noch widerwillige Anerkennung der Bild-Arbeit von Seiten der Repräsentanten und Institutionen des traditionellen Qualitätsjournalismus“. Die Studie ist ihr bester Beweis: Sie wurde von der Otto-Brenner- Stiftung, zweifellos einem Förderer des traditionellen Qualitätsjournalismus, herausgegeben. Die Arbeit der Bild-Zeitung erfährt von ihr, wenn auch widerwillig, eine Menge Beachtung, und den ‚Tugendpfad‘ haben die Autoren nicht immer klar vor Augen. Vor ihrem Visier hüpft nämlich andauernd der Henri-Nannen-Preis durchs Bild.

Am 5. März gab die Jury des Preises, der „den Qualitätsjournalismus im deutschsprachigen Raum fördern und pflegen“ soll, die diesjährigen Nominierungen bekannt, darunter auch der Bild-Artikel Hat Wulff das Parlament getäuscht? vom 12. Dezember 2011. In ihrer Studie – die Arbeit daran wurde am 9. März aufgenommen – markieren Arlt und Storz diesen Text als Aufkündigung der „Geschäftsbeziehung“ mit Wulff und als Beginn einer quasi-journalistischen Distanz zu dem Politiker.

Springer-Kritik

Wiewohl der Name des Preises ostentativ ausgeblendet wird, machen die Autoren aus ihrer Meinung über die Nannen-Nominierung kein Hehl. Allerdings bricht sich dann stets eine vielleicht zu einfache Metaphorik Bahn: „Wer Bild im Fall Wulff für guten Journalismus lobt, muss Stalker für Treue, Schwarzfahrer für umweltfreundliches Verkehrsverhalten und Schmuggler für das Überwinden von Grenzen auszeichnen.“ An späterer Stelle heißt es: „Bild als Vorbild für Journalismus zu küren, bedeutet, einen Zehnkämpfer als Vorbild für Hundertmeterläufer hinzustellen; richtige Sprinter würden sich das verbitten.“ Und schließlich: „Nach dieser Logik des Lichtstrahls müsste Christian Wulff für seine Islam-Rede mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet werden, falls Bild ein Journalistenpreis verliehen wird.“

Die Hoffnung, dass die Studie endlich den Unterschied zwischen dem so­genannten Qualitätsjournalismus und der Bild-Zeitung erklären kann, dessen Einebnung die Springer-Kritik hemmt, erfüllt sich nicht. Böse Zungen würden behaupten: Das habe weniger mit der Bild als mit dem Qualitätsjournalismus zu tun.

Katrin Schuster bloggt auf katrinschuster.de etwa über die Professionalität von Bild

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