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Politik : Der schwarze Herr Braun

Martin Braun hat in Freiburgs grünem Vorzeigeviertel Vauban einen CDU-Ortsverband gegründet. Die Fünfprozent-Hürde liegt hier für die Union noch recht hoch

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Freiburg, Stadtteil Vauban. Kinder liefern sich Bobby-Car-Rennen auf verkehrsberuhigten Straßen, Eltern stehen beim Biobäcker in der Schlange für Vollkorn-Teilchen und den neuesten Klatsch. Es gibt Passivhäuser, einen Bioladen und einen Kinderbauernhof. Die „Gewaltfreie Aktion Südbaden“ hat hier ihr Büro, Mitglieder des „Autofreivereins“ patrouillieren auf den Straßen, und im „Süden“, der einzigen Gaststätte im Quartier, stehen selbstverständlich auch Tofu-Gerichte auf der Speisekarte. Kurz: Das Vauban ist ein Wohnviertel aus urgrünen Träumen. Bei der Bundestagswahl 2002 haben fast 70 Prozent der Einwohner grün gewählt. Die CDU scheiterte damals mit 3,7 an der Fünf-Prozent-Hürde.

Das soll sich ändern.

Zumindest, wenn es nach Martin Braun geht. Braun ist 36 Jahre alt, Anzeigenverkäufer und lebt jetzt seit sechs Jahren im grünen Vorzeigequartier. Im März hat er einen CDU-Ortsverband in dem Viertel gegründet, sozusagen in der christdemokratischen Diaspora. „Hier gibt es viele Menschen, die spiritueller sind, die ihre Werte in anderen Dingen suchen als der konservative Bürger, aber das ist ja kein Fehler“, sagt Braun. „Er weiß, was PR bedeutet“, lobt sein Parteikollege Daniel Sander, Freiburger CDU-Kandidat für die Bundestagswahl 2009. „Und ich traue ihm auch zu, dort einen Ortsverband aufzubauen.“

Sympathische Definition von konservativ

Allerdings war es offenbar schon schwer genug, ausreichend CDU-Mitglieder aufzutreiben, um den Ortsverband zu gründen. Mindestens sechs sind dafür nötig. Über die Mitgliederzahl wolle er lieber nicht sprechen, sagt Braun. Dann lieber darüber, was er unter „konservativ“ versteht: „Dass man so lebt, dass man Freude hat und dabei anderen Menschen keinen Schaden zufügt.“ Das ist zwar keine allzu geläufige Definition des Konservativismus, aber gewiss eine sympathische, der auch grüne Stammwähler problemlos zustimmen dürften.

Braun lebt mit seiner Freundin am Rande des Ökoviertels, nicht in einem der prägenden Passivbauten mit Holzfassade und Kräuterspirale im Vorgarten. Sondern in einem schmucklosen fünfgeschossigen Wohnblock, der direkt an der Güterbahnstrecke liegt und das verkehrsberuhigte Idyll vom Lärm der Güterzüge abschirmt. Braun hat kurzes, blondes Haar und trägt Sakko, gestreiftes Hemd und Anzughose. Auch äußerlich ist der Mann kein typischer alternativer Vauban-Bewohner. Er öffnet die Wohnungstür im obersten Stockwerk, man versteht auf der offenen Galerie kein Wort, weil gerade ein Zug vorbeidonnert. „Ohne uns wäre es im Vauban viel lauter“, sagt er. Vielleicht ist das auch metaphorisch zu verstehen. Nach sechs Jahren unter Ökos hat sich auch Martin Braun ein bisschen gewandelt. „Ich bin umweltbewusster geworden.“ Das autoreduzierte Verkehrskonzept des Quartiers findet er „sehr angenehm“ und selbst mit dem linken Wohnprojekt im Quartier kann er sich anfreunden – „solange sie sich an die Gesetze halten“.

Schwierigste Stadtteil für die Union

„Das Vauban ist sicher der schwierigste Stadtteil für die CDU“, sagt Braun, „aber die ursprünglichen Bewohner, die den Ruf des Viertels geprägt haben, sind nicht mehr in der Mehrzahl, weil viele andere inzwischen zugezogen sind.“ Darin sieht er seine Chance. „Ich bin mir sicher, dass es hier genauso viel Platz für die CDU gibt wie in jedem anderen Stadtteil.“

Seit Jahren schon ist er im Eisenbahner-Sportverein im Nachbarviertel aktiv – er nennt das einen „vorpolitischen Raum“. Diesen will er weiter ausdehnen. Vom Rande des Vaubans aus, als eine Art schwarzer Graswurzelrevolutionär: „Wichtig ist, den Leuten zu zeigen, man kann auch hier CDUler sein und wird trotzdem nicht verfolgt.“ In Zukunft will er Flagge zeigen. Er plant einen CDU-Stammtisch in der Gaststätte „Süden“, es soll Infostände geben, er will politische Veranstaltungen im Viertel besuchen. Und er will mit den Leuten reden. Viel reden. Ob die sich überzeugen lassen?

Es besteht ein Funken Hoffnung für die CDU, die Entwicklung zeigte zuletzt „steil“ nach oben: Im Jahr 2005, bei der vorgezogenen Bundestagswahl, erreichte die Union in Vauban schon 6,1 Prozent.

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