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Politik : Eine wirklich authentische Stimme

Seit Obama sich durch den Wahlkampf twitterte, nutzen auch immer mehr deutsche Politiker den Dienst. Am erfolgreichsten ist der SPD-Bundestagsabgeordnete Jakob Mierscheid

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Es wäre manchmal durchaus von Vorteil, wenn sich Politiker kürzer fassen müssten. Wer einmal versucht hat, die mehr als 40 Buchstaben des Finanzmarktstabilisierungsergänzungsgesetzes in eine SMS einzutippen, weiß solche Kürze zu schätzen. Man sollte daher annehmen, dass der Kurzmitteilungsdienst Twitter bei Politikern nicht besonders beliebt ist. Muss man doch bei einer Äußerung mit 140 Zeichen auskommen. Das ist nicht nur für ein Statement von Fidel Castro sehr knapp bemessen.

Aber spätestens seit ein gewisser Barack Obama auf diese derzeit wohl angesagtesten Form der Netz-Kommunikation in seinem Wahlkampf zurückgegriffen hat, heißt es bei immer mehr deutschen Volksvertretern: Wir zwitschern mit.

Das dachte sich Ende vergangenen Jahres auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Jakob Maria Mierscheid. Der 76-Jährige will damit seinen jüngeren Kollegen als Vorbild dienen, die Neuen Medien im Wahlkampf stärker zu nutzen. Zwischenzeitlich stürmte der Taubenzuchtexperte aus dem Hunsrückort Morbach weit nach oben in den deutschen Twitter-Charts und hängte mit mehr als 2.000 Abonnenten, so genannten Followern, sogar seinen Generalsekretär Hubertus Heil ab. Derzeit liegt er mit 2.682 Followern immer noch vor dem medial sehr aktiven Grünen Volker Beck. Mierscheid kommentiert dabei auf betont humorvolle Weise das politische Geschehen und erklärte seinen Erfolg auch damit, dass Politiker im Netz selten die Authentizität erzielten, die die Menschen dort suchten. „Sie müssten Twitter mit einer anderen Sprache und weniger Ernsthaftigkeit angehen“, empfahl er seinen Kollegen.

Ein Verdacht hält sich

Dass der Gebrauch so eines Twitter-Profils auch schnell nach hinten losgehen kann, musste der hessische SPD-Politiker Thorsten Schäfer-Gümbel im vergangenen Winter erfahren. Das Satiremagzin Titanic parodierte dessen Getwittere und legte damit nicht nur die Sinnlosigkeit des gesamten SPD-Wahlkampfes, sondern auch die Schwächen des Twitter-Genres bloß. „Liege mit Sekretärin beim kl. Bier. Zweifel: Is TWITTER it, really? Sind 140 Zeichen nicht viel zu wenig für die Komplexheit von der Welt?!...“, fragte der Titanic-TSG nach der verlorenen Wahl. Muss Mierscheid wie jeder Politiker nicht auch eine solche Parodie befürchten? Auch das beliebte Profil unter twitter.com/muentefering ist offenbar gar nicht das seines Parteichefs.

Nun halten sich aber hartnäckig Gerüchte, bei Mierscheid handele es sich ohnehin nur um ein Phantom – trotz des offiziellen biographischen Eintrages auf der Homepage des Bundestages. Da der Verdacht sicher begründet ist, wirft er schwierige philosophische Fragen auf. Kann man ein Phantom überhaupt faken? Und kann man bei 140 Zeichen langen Kommentaren überhaupt entscheiden, ob ein realer Mensch oder nur ein Phantom sie geschrieben hat?

Eine eherne Regel werden die Genossen im Wahlkampf aber auch mit ihrem Getwittere nicht umstoßen können. Dem „Mierscheid-Gesetz“ zufolge entspricht der Stimmenanteil der SPD dem Index der westdeutschen Rohstahlproduktion in Millionen Tonnen im Wahljahr. Und so stark wie die Stahlproduktion in diesem Jahr eingebrochen ist, hätte die SPD das bei ihren Wählerstimmen selbst mit Hartz V bis VII nicht hinbekommen. Wenn Mierscheid also demnächst auf Twitter eine Ausdehnung der Abwrackprämie auf stählerne Taubenschläge fordert, sollte die Community das nicht so einfach als seniles Gegurre eines alten Schneidermeisters durchgehen lassen. Im diesjährigen Wahlkampf ist alles möglich.

Twitter-Links:

Jakob Maria Mierscheid: http://twitter.com/Jakobmierscheid

Thorsten Schäfer-Gümbel: http://twitter.com/tsghessenspd

Thorsten Schäfer-Gümbel (Das Original): http://twitter.com/tsghessen

Franz Müntefering: http://www.twitter.com/muentefering

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