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Politik : Der Wahnsinn geht weiter

Fairplay hat im Fußball ausgesorgt. Manipulierte Spiele sind daher mehr das folkloristische Dekor eines Metiers, in dem ökonomisches Kalkül den Sport versklavt

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Natürlich handelt es sich um einen Zufall. Einen denkwürdigen auf jeden Fall. Ausgerechnet in dem Moment, da eine exemplarische Betrugsserie die europäische Fußballwelt erschüttert, qualifiziert sich eine der großen Fußball-Nationen Europas durch Betrug für die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika und besitzt nicht die Größe, das einzugestehen. Gewiss die Regeln des Weltfußballverbandes sind eindeutig, wenn der Schiedsrichter ein Handspiel übersieht und den 1: 1-Ausgleich der Franzosen gegen Irland als regulär erzieltes Tor anerkennt, sind die Würfel gefallen. Nur existiert neben diesem Regelwerk auch ein sportliches Reglement des Fairplay, das darauf hoffen lässt: Ein so renommierter Spieler wie Thierry Henry, der einst mit Zinédine Zidane in einer Mannschaft stand, könnte sich dazu durchringen, seine regelwidrige Aktion einzuräumen. Stattdessen tritt Frankreich im Frühsommer 2010 mit einem Makel in Südafrika an. Der dürfte um so größer werden, je weiter die Équipe Tricolore in diesem Wettbewerb vorstößt, und kann das gesamte Championat überschatten. Wem ist es letzten Endes zu verdanken, wird man fragen, wenn die Franzosen dank einer exzellenten Leistung, die an den Gewinn des WM-Titels 1998 erinnert, im Finale stehen?

Hinter den Kulissen hat Fairplay im Fußball schon lange ausgesorgt, wenn das mehr und mehr auch auf dem Rasen gilt, geraten Wettskandale wie der jetzige zum folkloristischen Dekor eines Metiers, das besser Branche genannt werden sollte. Wer sich darüber erregt, dass Spiele manipuliert werden, verfällt dem Irrtum, es gäbe noch einen fairen Wettbewerb, zum Beispiel in den deutschen Ligen, zum Beispiel in der Bundesliga. Nichts weniger als das. Spielerisches Potenzial ist wie nie zuvor vom ökonomischen Potenzial der Vereine und ihrer Sponsoren abhängig. Der Wahnsinn besteht darin, dass Spielertransfers inzwischen – losgelöst von sportlichem Kalkül und Bedürfnis – oft nur noch stattfinden, um Spieler vom Markt zu holen und für eine Art fußballerische Reservearmee des Vereins zu rekrutieren, aus der man sich bedient oder es eben lässt.

Sicher, das gab es schon immer. Aber in einen solchen Ausmaß und mit einem solchen Hang zur Machtprobe, wie das die Transaktionen vor der Bundesliga-Saison 2009/10 offenbart haben? Aus Stuttgart wechselte der Stürmer Mario Gomez für 30 Millionen Euro zu Bayern München, ein Rekordtransfer, dessen sportlicher Ertrag in wahrlich bescheidenen Grenzen verharrt. Nicht weil Gomez plötzlich zu einem miserablen Fußballer geworden ist, sondern weil ein talentierter Spieler dem Größenwahn eines Vereins geopfert und seiner Entwicklungschancen beraubt wird. Bayern München hat Sponsoren im Rücken, mit deren Gaben sich locker drei bis vier Mannschaften aufstellen ließen. Soeben wurde der Vertrag mit Hauptsponsor Telekom bis 2013 verlängert – Audi will in Kürze dazu stoßen. Dagegen sind betrügerische Wetten und manipulierte Spiele gewiss keine Peanuts, aber tatsächlich nichts weiter als die Kehrseite des Millionenspiels der Giganten. Die für sich reklamieren dürfen, dass es ihnen in erster Linie nicht einmal um Fußball geht. Auch wenn sie etwas anderes behaupten.

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