Was unsere Gesellschaft im Innersten zusammenhält, schon darüber gibt es Streit. Während die einen alte Denkmuster aufbrechen und neue Formen des Zusammenlebens erproben, gehen anderen schon die Veränderungen der vergangenen Jahre zu weit, sie fühlen sich abgehängt und sehnen sich nach einem Gestern, das besser gewesen sein soll. An vermeintlich kleinen Fragen entzündet sich erbitterter Streit. Die Rückkehr der Wölfe zum Beispiel. „Schützen oder schießen?“ Zwischen den Positionen lässt sich nicht vermitteln, und oft geht es bald gar nicht mehr um das Tier, sondern um alle möglichen Ängste, die stellvertretend an dieser Frage verhandelt werden. „Bilder einer dissonanten Gesellschaft“ heißt denn auch der Untertitel der Ausstellung der Gruppe Apparat, die Fotograf*innen und Künstler*innen nach der Bundestagswahl 2017 gegründet haben – bewusst als demokratisch organisiertes Kollektiv. Ihre Arbeit, so beschreibt es ihre Kuratorin Cale Garrido im Katalog, sehen sie auch als Übung in Ambiguitätstoleranz – der Fähigkeit, Widersprüche, abweichendes Verhalten und andere Meinungen auszuhalten. Die hier gezeigten Bilder sind alle Teil größerer Serien, in der Ausstellung werden sie durch Fotografien der Mitglieder Maria Sturm („Ein Gleichnis“) und Kevin Fuchs („Lichtenberg“) ergänzt. Und sie werden Werken aus dem Archiv des Brandenburgischen Landesmuseums zum Thema Angst gegenübergestellt. Diese Auswahl kann also nicht mehr als ein Anstoß sein – zu einer angstfreieren Debatte.
Info
Die Anderen sind wir. Bilder einer dissonanten Gesellschaft Apparat Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst, Cottbus, 17. August bis 13. Oktober