Italien 1924: Mit dem Matteotti-Mord radikalisiert sich das Regime Mussolini

Zeitgeschichte Bis heute wird von der italienischen Rechten der Mythos gepflegt, die faschistische Diktatur sei anfangs moderat und alles andere als brutal gewesen. Die Entführung und der Mord am Sozialisten Giacomo Matteotti gilt als „Betriebsunfall“
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 22/2024
Giacomo Matteotti wollte führenden Faschisten Korruption nachweisen. Am Nachmittag des 10. Juni 1924 wurde er unweit seiner Wohnung in Rom von fünf Männern entführt, am 16. August fand man seine Leiche
Giacomo Matteotti wollte führenden Faschisten Korruption nachweisen. Am Nachmittag des 10. Juni 1924 wurde er unweit seiner Wohnung in Rom von fünf Männern entführt, am 16. August fand man seine Leiche

Abb.: Leemage/dpa, Mondadori Portfolio/AKG-Images (links)

Fast 4.000 Straßen und Plätze in Italien sind nach ihm benannt: dem Antifaschisten Giacomo Matteotti, geboren 1885, von Faschisten am 10. Juni 1924 in Rom ermordet. Nun ist sein Name erneut Gegenstand politischer Debatten. Kurz vor dem 25. April, dem Jahrestag der Befreiung vom Faschismus, nahm der öffentlich-rechtliche TV-Sender Rai 3 einen Kommentar des Publizisten Antonio Scurati aus dem Programm – Scurati hatte es gewagt, ausgehend vom Mord an Matteotti, den Geschichtsrevisionismus der Meloni-Regierung zu kritisieren. Eine unerwartet breite Öffentlichkeit erreichte Scuratis Kritik dann doch: Die zuständige Moderatorin verlas seinen Text im laufenden Programm, etliche Zeitungen im In- und Ausland druckten ihn nach – ein wichtiges Zeichen gegen die ve