Friedrich Anis Abschied von Tabor Süden: „Ich bin es ihm schuldig, ihn gehen zu lassen“

Interview Der deutsche Schriftsteller Friedrich Ani nimmt Abschied von seiner bekanntesten Romanfigur – dem geduldigen Ermittler Tabor Süden. Ein Gespräch über seinen neuesten Kriminalroman „Lichtjahre im Dunkel“
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 23/2024
„Meist gibt es dort ja auch einen gnädigen Wirt oder eine Wirtin“, sagt Ani über Kneipen, „die sich um die verlorenen Seelen kümmern“
„Meist gibt es dort ja auch einen gnädigen Wirt oder eine Wirtin“, sagt Ani über Kneipen, „die sich um die verlorenen Seelen kümmern“

Foto: Aliona Kardash/Laif

Seit jeher erzählen die Kriminalromane Friedrich Anis von den Missständen in der deutschen Gesellschaft, sind nebenbei soziologische Studien. Es geht um Rechtsradikalismus (M, 2013), um Femizide (Letzte Ehre, 2021), Kindesmissbrauch (Die unterirdische Sonne, 2014), um die Opfer der Gentrifizierung und, immer wieder, um die allgemeine wachsende Verrohung, frappierende Gleichgültigkeit.

Letzteres ist auch das Grundthema von Lichtjahre im Dunkel, dem aktuellen Roman des Münchner Schriftstellers, in dem er unter anderem von einer kaputten Ehe, einem spurlos verschwundenen Mann und dem sehr komplizierten Verhältnis zweier Brüder erzählt, die sich erst kennenlernen, als es schon fast zu spät ist. Wie immer bei Ani spielt der Kriminalfall fast nur eine Neben