Enis Maci und Mazlum Nergiz über Karl May: „Dieses Deutschland hat nie existiert“

Interview Enis Maci und Mazlum Nergiz haben Karl May, anders als Millionen ihrer Mitbürger, erst als Erwachsene entdeckt. Sie fragten sich: Wofür steht dieser Autor? Dann wurde die Sache kompliziert
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 26/2024
Ann Göbel in „Karl May" von Enis Maci und Mazlum Nergiz an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
Ann Göbel in „Karl May" von Enis Maci und Mazlum Nergiz an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz

Foto: Luna Zscharnt

Karl May, das ist ja so eine Sache hierzulande: Entweder man hasst ihn, oder man liebt ihn. Zum Hassen gibt es genug Gründe: Reaktionär sind seine Figuren, rückständig sein Heldenbild, rassistisch ist er in seiner Beschreibung der Völkerschaften, die in seinen Romanen auftauchen. Hochstapler, Kleinkrimineller, Kolonialapologet; Karl May war alles andere als der rechtschaffene Völkerfreund, als der er sich in seinen Erzählungen porträtierte. Der erste Skandal ereilt ihn noch zu Lebzeiten: Findige Journalisten beweisen, dass all das, was er in seinen „Reiseerzählungen“ berichtet, gar nicht wahr ist. Lieben muss man ihn dagegen für die tolldreisten Geschichten, die er uns auftischt: Allein auf den ersten hundert Seiten des Winnetou