„Zeichnen ist elementares Bedürfnis“, so Werner Tübke, „alles andere kommt dann.“
Im Grunde habe er als Zeichner begonnen, und als Zeichner werde er auch aufhören. Was dazwischen liegt – die Malerei, das Hauptwerk – werde erst später eingeschätzt werden können, wenn die Zeit Abstand geschaffen hat. Dann erst könne das Werk seine Wirkung entfalten, dann erst werde man es klarer sehen: nackt. Zeichnen, das sei „Formung von etwas oder Fabulieren auf etwas hin, [sei] Lust und partielle Befriedigung“.
Die Resultate, traumhafte Inventionen von feinster Stofflichkeit und Empfindungskraft, simulieren Wirklichkeit – eine Wirklichkeit, wie sie sich nur dem Künstler zeigt, geboren aus Kunsttradition, Sinneserfahrung und geistiger Offenbarung. Er gestand „höchste Lust am Abzeichnen“, räumte zugleich aber „Drehungen, Wendungen, mit Weggleiten in partiell autonome zeichnerische Strukturen“, ein. Ohne Visionen, ohne Formvisionen und merkwürdige Bedeutungsperspektive gehe es auch beim Zeichnen nach der Natur nicht – sei es eine Landschaft, ein Porträt oder eine der figurenreichen Massenszenen, für die er bekannt ist.