In Kooperation mit Akademie der Künste Berlin

Wie erinnern wir uns?

Von Mai bis November 2021 beleuchtet das Programm der Akademie der Künste zu „Arbeit am Gedächtnis – Transforming Archives“ die Aktualität der künstlerischen Auseinandersetzung mit Gedächtnisspeichern und Erinnerung als künstlerischer Methode

Candice Breitz | Digest
Candice Breitz | Digest

Akademie der Künste, Berlin. Foto: Stephanie Steinkopf/OSTKREUZ

Zum Kommentar-Bereich
Arbeit am Gedächtnis – Transforming Archives

Arbeit am Gedächtnis – Transforming Archives

Candice Breitz, Ulrike Draesner, Thomas Heise, Cécile Wajsbrot, u.a.

Akademie der Künste (Pariser Platz 4 | 10117 Berlin)

17. Juni – 19. September 2021
Di – So 11 – 19 Uhr

Die Akademie der Künste ist als eine der ältesten Kulturinstitutionen Europas prädestiniert, die Frage nach dem kulturellen Gedächtnis zu stellen. Sie leistet mit ihren Archiven, ihren Mitgliedern und ihrer Institutionengeschichte kontinuierlich eine „Arbeit am Gedächtnis“. Institutionell gehört die Auseinandersetzung mit Exil und Verfolgung, mit der Zerstörung und dem Überleben von Kulturgut zu ihrer DNA. Das betrifft die künstlerisch fruchtbaren Aufbrüche von Demokratie und Moderne in Deutschland genauso wie die Geschichte von Gleichschaltung, die Erfahrung nationalistischer und antisemitischer Gewalt bis hin zur Shoah. Das betrifft auch den Kalten Krieg und eine geteilte Geschichte zwischen Ost- und Westakademie. Und das betrifft nicht zuletzt eine durch zahlreiche Migrationen neu formierte Gesellschaft der Nachkriegszeit an der Schwelle zum 21. Jahrhundert.

Wie und woran sich eine Gesellschaft erinnert, ist zur Schlüsselfrage geworden in einer Zeit, in der Selbstverständnisse neu verhandelt und Ein- und Ausschlussmechanismen infrage gestellt werden. Dies zeigt sich in einer neuen Präsenz der Archive in der Gegenwartskunst. Die künstlerische Gedächtnisarbeit positioniert sich gegenüber aktuellen Beispielen von Geschichtsvergessenheit und einem bestürzenden Revisionismus durch das Erstarken nationalistischer, rassistischer und antisemitischer Geschichtsbilder. Gleichzeitig setzt sie sich für längst überfällige Strategien zur Dekolonisierung und Diversifizierung der Erfahrungs- und Wissensbestände ein. Das Gedächtnis der Menschheit wird analog zum Gedächtnis der Natur zu einer Kernfrage des Überlebens. Kulturelle Vielfalt als Ressource von sozialem und nachhaltigem Leben ist zum Grundsatzthema für die Gestaltung von Zukunft geworden. Gewachsene Gedächtnisinstitutionen und Archive rücken daher ins Zentrum auch kritischer Betrachtung. Sie sind Ausdruck von Macht und werden befragt in ihrer Kanonbildung.

Articles & Services

Archiv gegen das Vergessen

Archiv gegen das Vergessen

Die Ausstellung „Arbeit am Gedächtnis – Transforming Archives“ beleuchtet verschiedene Aspekte der Erinnerungskultur mit Auftragsarbeiten zeitgenössischer Künstler*innen und exemplarisch ausgewählten Exponaten aus dem Archiv der Akademie der Künste

Zeugnis vergangener Zeiten

Zeugnis vergangener Zeiten

Erst 2018 wurde der Bilderkeller öffentlich gemacht. Neben den Ausstellungssälen und dem Brandenburger Tor sind die Wandmalereien der einzige originale Rest des historischen Pariser Platzes. Nun können die Besucher*innen sie vor Ort besichtigen

Haus mit langer Historie

Haus mit langer Historie

„Mit [der] Ausstellung hat die Akademie neue Kunst aus Archiven entstehen lassen. Künstler*innen setzen sich in 13 Auftragsarbeiten mit Vergangenem und dem Umgang der dazu archivierten Informationen mit gegenwärtigem Blickwinkel auseinander.“

Durch das Herz hindurchgehen | Gespräch

Cécile Wajsbrots dystopischer Roman "Zerstörung" beleuchtet die Angst vor der Wiederholung der Geschichte und die Folgen, die die Auslöschung des kulturellen Gedächtnisses und privater Erinnerung für die menschliche Existenz haben kann ...

Das Gedächtnis arbeitet an uns | Gespräch

Kluge setzt sein eigenes Archiv in einen Austausch mit den Archiven von Walter Benjamin, Theodor W. Adorno und Bertolt Brecht. In seiner Rauminstallation fügen sich Kluges Bildobjekte und Texte zu einer Konstellation über das Erinnern und Vergessen

Resonating Struggles | Discussion

A conversation about the reverberations of their struggle for freedom and decolonial perspectives on socialism with Matana Roberts, Doreen Mende, Kira Thurman, and George E. Lewis

Images of Remembering and Forgetting | Talk

Human memory is self-reflexive, meaning it is capable of observing itself at work and analyzing these processes. In this context, art has a unique role to play as a particular form of monitor and mirror