In Kooperation mit Paula Modersohn-Becker Museum

Atemberaubende Meisterwerke

120 Jahre nach ihrer ersten gemeinsamen Ausstellung treffen Camille Claudels hinreißende Meisterwerke wie „L‘Implorante“ oder „La Valse“ nun wieder auf das faszinierende und wenig bekannte Frühwerk von Bernhard Hoetger

Bernhard Hoetger, Loïe Fuller, um 1901, Paula Modersohn-Becker Museum, Leihgabe der GUT FÜR BREMEN Stiftung
Bernhard Hoetger, Loïe Fuller, um 1901, Paula Modersohn-Becker Museum, Leihgabe der GUT FÜR BREMEN Stiftung

Foto: freiraumfotografie Bremen

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Camille Claudel & Bernhard Hoetger. Emanzipation von Rodin

Camille Claudel & Bernhard Hoetger. Emanzipation von Rodin

Camille Claudel, Bernhard Hoetger

Paula Modersohn-Becker Museum

Vom 25. Januar bis 18. Mai 2025!

In der Geschichte der zeitgenössischen Kunst fallen mir nur zwei große Namen unter den Frauen ein: Berthe Morizot [sic!] und Camille Claudel.

Bernhard Hoetger, der Unbekannte von 1900, ist heute einer derjenigen, deren Namen Künstler mit Bewunderung, manchmal auch mit Neid, wiederholen.

Louis Vauxcelles 1905

…die Worte des bedeutenden Kunstkritikers Louis Vauxcelles zeugen von der Begeisterung der Kunstwelt, als die Werke der in Kennerkreisen bekannten und anerkannten französischen Bildhauerin Camille Claudel (1864–1943) und des jungen, aufstrebenden deutschen Künstlers Bernhard Hoetger (1874–1949) sich erstmals 1905 im Rahmen einer gemeinsamen Doppelausstellung in der Pariser Galerie von Eugène Blot begegneten.

Für die zeitgenössische Rezeption war Eugène Blot von entscheidender Bedeutung; heute ist dieses Ausstellungsereignis jedoch fast vergessen. Ausgehend von dieser Präsentation, die sich in der Rückschau als Anfangs- bzw. Endpunkt der Karrieren von Hoetger und Claudel definieren lässt, blickt das Paula Modersohn-Becker Museum auf die zentralen Schaffensphasen beider Künstlerpersönlichkeiten: Als Schülerin, Geliebte und Mitarbeiterin seines Ateliers sowie als dessen Nachfolger, orientierten sie sich zunächst an ihrem Vorbild Auguste Rodin (1840–1917), arbeiteten sich an dessen impressionistischer Formensprache und beherrschenden Stellung in Künstlerkreisen ab, um sich im nächsten Schritt von ihm zu emanzipieren.

Auf diese Weise entwickelten sowohl die französische Bildhauerin als auch der zehn Jahre jüngere Deutsche im Brennglas der Moderne eine künstlerische Vitalität mit internationaler Strahlkraft, die bis heute nachwirkt. Der Blick auf Camille Claudels Werk wurde lange von der Faszination für ihre Lebensgeschichte überlagert, während Teile von Hoetgers Schaffen – der sich seit seiner Ankunft in der französischen Metropole im Jahr 1900 vom Nobody, ohne Geld und ohne Kenntnis der französischen Sprache, zu einem vielbeachteten Bildhauer hochgearbeitet hat – heute wenig bekannt sind.

So wird anhand beider Künstlerkarrieren auch deutlich, welch schwankenden Konjunkturen und unterschiedlichen gesellschaftlichen Urteilskräften ihre Werke damals unterworfen waren und heute noch sind. Die Ausstellung wirft einen Blick auf die Hintergründe von Geschmacksbildung und Erfolg auf dem Kunstmarkt am Beispiel der aufkommenden Avantgardegalerien wie der Galerie von Eugène Blot, der in engem Austausch mit seinen Künstlerinnen und Künstlern arbeitete. Noch wenige Jahre vor ihrem Tod schrieb er an Camille Claudel: »Mit Ihnen verließ man die Welt des falschen Scheins und trat ein in die Welt der Vorstellungskraft. Was für ein Genie! Das Wort ist nicht stark genug. Wie konnten Sie uns so viel Schönheit vorenthalten?«.

Mit »Camille Claudel & Bernhard Hoetger. Emanzipation von Rodin« zeigt das Paula ModersohnBecker Museum die umfangreichste Präsentation der Werke von Camille Claudel in Deutschland seit fast zwanzig Jahren! Ermöglicht wurde sie durch die großzügige Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Karin und Uwe Hollweg Stiftung, der Sparkasse Bremen sowie der Wirtschaftsförderung Bremen. »Mit dieser Ausstellung gelingt es dem Paula Modersohn-Becker Museum, den eigenen umfassenden Sammlungsbestand zu Bernhard Hoetger in einem europäischen Kontext zu vermitteln.

Im Zusammenspiel mit den Werken Camille Claudels wird nicht nur die Bedeutung der künstlerischen Netzwerke im Paris der Jahrhundertwende nachvollziehbar. Es wird auch eine Künstlerin gewürdigt, die sich in der von Männern dominierten Kunstwelt behauptet hat. Das weltweit erste einer Malerin gewidmete Museum erscheint mir der ideale Ort dafür zu sein«, begründet Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, die Förderentscheidung.

Die Ausstellung ist eine Kooperation des Paula Modersohn-Becker Museums mit der Alten Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, und dem Musée Camille Claudel, Nogent-sur-Seine. Sie wird im Anschluss in Berlin und im Herbst 2026 in Frankreich zu sehen sein. Kuratiert wird die Ausstellung in Bremen von Dr. Frank Schmidt (Direktor des Paula Modersohn-Becker Museums).

Dank einer Förderung der Ernst von Siemens Kunststiftung, erscheint begleitend zur Ausstellung ein umfangreich bebilderter Katalog im Hirmer Verlag. Er wird in den Sprachausgaben Deutsch und Englisch angeboten.

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