Die Ausstellung bietet ein breites, humorvolles Spektrum des Erinnerns. Über 300 Fotografien von 31 Künstler:innen präsentieren Kapitel, die verrückt, langweilig, von außerordentlicher Schönheit oder so stumpf sind, wie ein normierter Alltag nur sein kann.
Petra Göllnitz lud die Fotograf:innen, die Geschichten ihrer Generation zu erzählen. Die sorgsam strukturierten Bildergeschichten zeigen eine Bandbreite von exklusiven, anarchischen Klubs über private Bohéme und Alltagsnischen bis hin zu den steifen Ritualen offizieller staatlicher Festlichkeiten, von ländlicher Gemeinschaft und traditionellen Bräuchen bis in die urbane Partyszene. Ging es dort – zumindest am Anfang – womöglich etwas exquisiter und weniger herzlich zu, lagen sich zum Schluss für gewöhnlich doch alle in den Armen.
Die ausgestellten Fotografien zeigen ein überraschendes Stück Alltagskultur, jenseits aller Klischees. Die Bilder wurden von einer Reihe der außergewöhnlichsten Künstler:innen der Fotografie des Ostens geschaffen. Elf von ihnen sind in Dokumentarfilmen in den Räumen der Kunsthalle Rostock zu erleben. Die Filme können Besucher:innen auch auf Youtube zu Hause sehen.
Alle Künstler:innen kommentieren ihre Bilder bzw. deren Entstehung. Somit geben sie Auskunft über die Situation sowie die Gegebenheiten, und sie vertiefen damit das Geschehen.
Hintergrund und Konzept
Feiern zielen traditionell auf Tiefe, Einheit und Selbstverständigung ab. Sie beinhalten sinnstiftende Elemente, die sich in Form von Jahrestagen, Revolutionen oder religiösen Ereignissen oftmals in definierten Abständen wiederholen. Feste hingegen sind spontan, oft entspannter, zuweilen sogar unverschämt. Mitunter ufern sie aus – rauschhaft und ekstatisch. Immer sind sie eine willkommene Abwechslung aus einem beschwerlichen oder einfach nur biederen Alltag. Andererseits haben Feste aber auch ein subversives Potenzial, negieren Hierarchien, missachten Ordnungen und Regeln und bereiten den Boden für Ideen, die Grenzen einreißen. Aus einem Fest ist nie eine Revolution erwachsen, oft waren Feste aber kleine Übungen, die den Gemeinsinn gestärkt, das Fehlen herrschender Ideologien und das Selbstbewusstsein gefestigt haben.
Kuratierung und Begleitkatalog
Die Kuratorin Petra Göllnitz studierte Kulturwissenschaften, leitete einen Künstlerklub in Berlin, arbeitete freiberuflich für das DEFA-Studio für Dokumentarfilme und später als Fotoredakteurin der Zeitschrift Das Magazin. Ab 1990 war sie Fotoredakteurin des Stern in Hamburg, seit 2019 arbeitet sie freiberuflich als Kuratorin und Produzentin.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog von 224 Seiten. „Begeben wir uns zurück in ein fernes Land, eine zurückliegende Zeit“, beginnt der Text des Kataloges und nimmt die Leser:innen mit auf eine Reise in die 80er-Jahre der ehemaligen DDR. Diese Bilder zei- gen ein Leben, das weit über die bekannten Klischees hinausgeht. Neben den vollständigen Abbildungen aller Fotografien gibt es erläuternde Texte zum Thema Fotografie in der DDR und der Kultur des Feierns im Osten.
Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung
Claus Bach, Tina Bara, Sibylle Bergemann, Barbara Metselaar Berthold, Christian Borchert, Christiane Eisler, Gerhard Gäbler, Wolfgang Gregor, Harald Hauswald, Bernd Hiepe, Harald Hirsch, Jürgen Hohmuth, Thomas Kläber, Eberhard Klöppel, Bertram Kober, Werner Lieberknecht, Ute Mahler, Werner Mahler, Olaf Martens, Roger Melis, Florian Merkel, Ludwig Rauch, Andreas Rost, Jens Rötzsch, Ludwig Schirmer, Erasmus Schröter, Wolfgang G. Schröter, Maria Sewcz, Gabriele Stötzer, Ines Thate-Keler, Gerhard Weber