„Jedes zweite Wort ist Tanz“– klagte die Rostocker Stadtverwaltung zu Recht in den 70er Jahren, wenn es bei den Planungen eigentlich um die Durchsetzung der sozialistischen Ideen in den Jugendklubs und Diskotheken gehen sollte (Zitat aus Schreiben über den Greif-Klub 1974, Stadtarchiv Rostock). Die Ausstellung „Rostock tanzt“ gibt einen Einblick in die Zeit der beliebtesten Tanzlokale, Klubs und Diskotheken in Rostock – wenigstens ein paar Abende im Monat frei von sozialistischen Konventionen und Ideologien das Leben genießen, unbekümmert und wild feiern.
Denn 40 Jahre wurde, nicht nur in Rostock, sondern in der ganzen DDR ungeniert und hemmungslos gefeiert, gefestet, getrunken, geraucht, gerockt, geliebt und getanzt. In diesen einzigartigen und unvergessenen Momenten fühlte man sich frei und unabhängig von den staatlichen Organen. Doch es gab ihn eben, diesen Staat, der mit oft absurden und teilweise auch unfreiwillig komischen Entscheidungen, Gesetzen und Verordnungen probierte, die Menschen in „sozialistische Formen“ zu pressen.
Anhand von zeitgenössischen Dokumenten, Interviews mit Zeitzeugen, faszinierenden Anekdoten und Rückblicken zeichnet die Ausstellung ein lebendiges Bild der Rostocker Partyszene. Sie beleuchtet die einflussreichen westlichen Musikgenres, die die Tanzflächen eroberten, erzählt von Schallplattenunterhaltern und Diskosprechern und erinnert an die teilweise außergewöhnlichen Veranstaltungsorte, die Rostock zu bieten hatte.
„Rostock tanzt“ ist nicht nur ein nostalgischer Rückblick, sondern auch eine Hommage an die Menschen, die diese Zeit geprägt haben. Trotz der Widrigkeiten des sozialistischen Systems entstand eine erstaunlich kulturelle Vielfalt, eine Energie und ein Zusammenhalt, die die Clubs, Tanzlokale und Bars Rostocks prägten.
Im Außenbereich der Kunsthalle Rostock setzt sich die Ausstellung fort: Die Außengalerie im Park am Schwanenteich präsentiert Fotografien aus der Rostocker Tanz-Zeit der Jugendklubs und Diskotheken, die aus privaten Fotoarchiven entstammen. Dokumente des Stadtarchivs Rostock, die über Spielverbot, „Bekämpfung amerikanischer Kaugummimusik“ und Klubverbot berichten, intervenieren die Fotostrecke. Sie geben einen Einblick in den kulturhistorischen Hintergrund.
Dieses Projekt ist in Zusammenarbeit mit der Ostsee-Zeitung und dem Hinstorff Verlag entstanden. Zur Eröffnung der Ausstellung am 15. Juni erscheint der Katalog Rostock tanzt für 26,00 Euro, herausgegeben vom Hinstorff Verlag.
Termine
Samstag, 15. Juni | 18.30 Uhr
Eröffnungsparty mit Five men on the rocks und Klaus-Jürgen Strupp
Freitag, 28. Juni | 18.30 Uhr
80s mit DJ Mas Massive aka Mas Magnum
Freitag, 26. Juli | ab 18.30 Uhr
60s/70s Non-Stop-Disko „Störti“ mit DJ Thomas Siegmund
Musik, Drinks & DEFA-Film Heißer Sommer
Freitag, 30. August | 18.30 Uhr
80s Club „ABBA“ - Rostock-tanzt-Party
Musik, Drinks & Hollywood-Film Mamma Mia