Großartige Fotografien, die die Menschen ins Licht rücken, die sonst unbemerkt bleiben und in Vergessenheit geraten.
Die Ausstellung DONBASS – Fotografische Erinnerungen ab 1994 ist nicht nur die erste Ausstellung mit Werken Alexander Chekmenievs in Bayreuth. Sie zeigt Werke, die auf Grund des Krieges in der Ukraine in Sicherheit gebracht werden mussten.
Und so erzählt sie nicht nur vom Leben und Arbeiten im Gebiet des Donbas der 1990er Jahre – sondern – sie zeigt auch wie wichtig vorausschauendes und agiles Handeln in unruhigen Zeiten sein kann und welchen Verlust es bedeuten kann, wenn Erinnerungsträger, wie Fotografien und anderes Kulturgut unwiederbringlich zerstört wird.
Diese Ausstellung erzählt unterschiedliche Geschichten: Etwa vom Aufbruch eine Gesellschaft in einer Grenzregion, von Träumen, von der harten Arbeit unter Tage in den illegalen Steinkohleminen und der Bedeutung der Steinkohle für das Leben in weiten Teilen des DONBAS.
Über die Hälfte der ausgestellten Fotografien wird im Zuge der Ausstellung nun zum allerersten Mal ausgestellt. Möglich gemacht wurde dies durch die Kooperation mit MOKSOP- das Museum für Kharkiver Fotografie.
MOKSOP
Das Museum der Kharkiver Schule der Fotografie – kurz MOKSOP – wurde 2018 in Kharkiv durch den Kurator und Fotografen Sergiy Lebedinskyy gegründet.
Die Sammlung umfasst 5.000 Fotografien und über 70.000 Negative der Charkiwer Schule der Fotografie -einer Bewegung, deren Vertreter und Vertreterinnen seit Ende der 1960er-Jahre fotografisch künstlerisch experimentierten und eine Art Antihaltung zur offiziellen Fotografie sowjetischer Prägung darstellte. Sein wohl bekanntester Vertreter ist Boris Mikhailov (bekannt u.a. für die Fotoserie „If I were a German…“)
In Sammlung des Museums der Kharkiver Schule der Fotografie finden sich über 300 Fotografien von Alexander Chekmeniev.
Einige Wochen nach Beginn des russischen Angriffskrieges 2022 evakuierte das Museum MOKSOP seine Sammlung und brachte sie in einer Nacht und Nebelaktion an sichere Orte in Europa.
Ohne diese Entscheidung wäre die Sammlung verloren, zerstört, verbrannt oder verschleppt und geraubt worden. Das Gebäude des Museums wurde weiterhin von Künstlerinnen und Künstlern genutzt – auch um ein Vakuum zu vermeiden, das Plünderung, Vandalismus, Zerstörung und schlimmeres eine Gelegenheit hätte bieten können.
Sehiy Mikheev
geboren 1955. Yahidne, Region Tschernihiw. (Foto oben)
Serhiy und seine Familie zogen 1966 nach Yahidne und begannen zwei Jahre später ein Haus zu bauen. Die ersten beiden Tage, nachdem die russischen Besetzer in das Dorf eingedrungen sind, versteckten sich Serhiy und seine Familie vor dem Beschuss im Keller. Später schlossen russische Soldaten sie in den Keller der Schule und drohten ihnen mit Sturmgewehren. Sie wurden geschlagen, nicht mit Gewehrkolben, sondern mit Gewehrläufen, und trugen die Verletzungen an den inneren Organen davon berichtete Serhiy. Hätten sie keine zwei Paar Steppjacken getragen, wären sie erstochen worden.
„Es befanden sich 19 Personen in einem kleinen Raum ohne Fenster, Licht oder Heizung, unter ihnen neun Kinder, das jüngste nur zweieinhalb Monate alt! Neben Windeln und vier Packungen Babynahrung bekamen wir Honig in wächsernen Honigwarben in die Hände. Später machten wir Kerzen aus dem Wachs um den Kindern etwas von ihrer Angst zu nehmen. Wir überlebten alle. Es ist unmöglich 27 Tage voller Albträume und Missbrauch in einer Kurznotiz zu beschreiben. Heut bleibt von dem Haus nur der Keller.“