Michael Ruetz, am 4. April 1940 in Berlin geboren, gehört zu den renommiertesten Fotokünstlern Deutschlands. Seine Karriere begann er Ende der 1960er-Jahre als Mitglied der Stern-Redaktion in Hamburg. Bekannt wurde er unter anderem durch Aufnahmen der westdeutschen Studentenbewegung. Seine Bilder aus der APO-Zeit gehören inzwischen genauso zum kollektiven Bildergedächtnis, wie seine Reportagefotos aus Griechenland zur Zeit der Militärdiktatur (1969) oder von der Nelkenrevolution in Portugal (1974). Seit 1975 arbeitete Ruetz als selbstständiger Fotograf und realisierte vorwiegend Buchprojekte. 1976 legte er das externe Examen an der Folkwangschule Essen bei Otto Steinert und Willy Fleckhaus ab.
Sein monumentalstes Werk ist eine großangelegte fotografische Studie, in der Ruetz sich seit Mitte der 1960er-Jahre über einen Zeitraum von fast sechzig Jahren der Visualisierung von Zeit gewidmet und vor allem den vom Menschen verursachten Wandel natürlicher und urbaner Lebenswelten beobachtet hat. Entstanden sind so mehr als 600 Sequenzen, die sogenannten Timescapes, mit tausenden von Aufnahmen. In dem dreiteiligen Projekt dokumentierte Ruetz unterschiedliche Metamorphosen von Personen und Interieurs (Facing Time, seit 1990), der Landschaft (Die absolute Landschaft, 1989–2012) und der urbanen Umwelt (Eye on Time, 1966–2023).
Ruetz hat zahlreiche Bücher veröffentlicht. Von 1982 bis 2007 war Michael Ruetz ordentlicher Professor für Kommunikationsdesign an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Er erhielt unter anderem 1979 den Otto-Steinert-Preis oder 1981 das Stipendium der Villa Massimo. 2002 wird er zum Commandeur de L’Ordre des Arts et des Lettres ernannt.
Michael Ruetz ist Mitglied der DGPh, der GDL/DFA und seit 1998 Mitglied der Akademie der Künste, Berlin, in der Sektion Film- und Medienkunst. 2008 war im Rahmen des Programmschwerpunkts „Kunst und Revolte“ in der Akademie der Künste am Pariser Platz Michael Ruetz’ Fotoausstellung „1968. Die unbequeme Zeit“ zu sehen.