In Kooperation mit Hanser Literaturverlage

Meisterhafte Geschichte

Colson Whitehead im Gespräch zu „Harlem Shuffle“. Er erzählt von seiner Beziehung zu dem New Yorker Stadtteil Harlem, die Entscheidung das Buch um die Aufstände von 1964 herum spielen zu lassen und gibt einige seiner Inspirationsquellen preis

Straßenszene, Harlem (um 1965).
Straßenszene, Harlem (um 1965).

Foto: Susan Schiff Faludi/Three Lions/Getty Images

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Harlem Shuffle

Harlem Shuffle

Colson Whitehead

Hardcover, gebunden.
384 Seiten.
25 Euro.

eBook: 18,99 Euro (ePUB).

In Kooperation mit Hanser Literaturverlage

Harlem Shuffle

Lieber Colson Whitehead, nach Underground Railroad und Die Nickel Boys haben Sie sich entschieden, Ihren neuen Roman in Harlem spielen zu lassen – woher kam die Idee?
Der Gedanke kam mir 2014, als mir auffiel, wie gern ich Ganovenfilme mag – einfach gemachte Filme wie zum Beispiel Asphalt-Dschungel oder das aufwändige Ocean‘s Eleven. Ich fragte mich, ob ich auch eine Raubüberfallgeschichte schreiben könnte. Ich dachte an die Figur, die am Zaun steht, auf die 6 Millionen Dollar wertvollen Diamanten schaut und die Räuber abspeisen will: „Ich gebe euch einen Anteil von 10 Cent pro Dollar.“ Den Kerl habe ich richtig gehasst! Also habe ich ihn zum Protagonisten meiner Geschichte gemacht.

Warum lassen Sie Harlem Shuffle in den späten Fünfziger-, Anfang der Sechzigerjahre spielen und nicht zum Beispiel in der sogenannten „Harlem Renaissance“ während der Goldenen Zwanziger?
Warum sollte ich einen Roman über die „Harlem Renaissance” schreiben? Anfangs dachte ich, dass die Harlem-Aufstände von 1964 einen guten Hintergrund für eine Gaunergeschichte abgeben würden, aber da gab es noch einige andere Kapriolen, die ich gern einbauen wollte, deshalb habe ich mich für den Zeitrahmen von 1959 bis ‘64 entschieden. Was den 1964er-Plot angeht: Die Tage nach den Unruhen wurden schließlich zu einem noch fesselnderen Setting.

Gibt es Bücher oder Filme aus dem Gangster- und Hard-boiled Krimi-Genre, die Ihnen als Vorbild oder Inspiration gedient haben?
Ich habe von Richard Stark, Chester Himes und Patricia Highsmith gelernt, wie man über Soziopathen schreibt. Soviel zu den Büchern. Was Filme angeht, haben mich die schlichten „Low-Fi“-Krimistreifen angezogen – wie zum Beispiel The Killing, The Outfit – Revolte in der Unterwelt oder Rififi, aber auch verschiedene Jean-Pierre Melville-Klassiker und Walter Matthaus kultige Wendemanöver in Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123 und in Der große Coup.

Ist der Meisterraub im legendären Hotel Theresa wirklich frei erfunden? Und wie haben Sie überhaupt für Ihren historischen Roman recherchiert?
Der Überfall auf das Hotel Theresa hat nie stattgefunden. Ich bin für die Recherche den üblichen Weg gegangen: Bücher, Biografien, Zeitungsreportagen. Am meisten Spaß gemacht hat das Auskundschaften in Harlem auf der Suche nach geeigneten Plätzen für bestimmte Szenen – beispielsweise nach dem Ort, an dem Carney wohnt oder auch wo ein gutes Versteck sein könnte, um eine Leiche verschwinden zu lassen.

Fühlen Sie sich persönlich mit Harlem verbunden oder nutzen Sie das Viertel eher wegen seiner mythischen Bedeutung?
Harlem ist Teil meiner Stadt New York. Ich glaube eigentlich nicht, dass es eine mythische Bedeutung hat. Es ist einfach nur ein weiterer Ort, wo Leute leben, ihre kleinen Träume verfolgen, sich anstrengen, scheitern, sich gegenseitig mies behandeln und dann sterben.

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