Anna-Marija Adomaityte
Anna-Marija Adomaitytė (*1995, Litauen) erforscht in ihrer choreografischen Arbeit Formen sozialer Gewalt und wie sich diese in Körper einschreibt. Sie studierte zeitgenössischen Tanz an der Manufacture (Haute école des arts de la scène), Lausanne. 2019/20 war sie assoziierte Künstlerin im Residenzprogramm L’Abri-Genève. Mit ihrer Kompanie A M A entwickelt sie verschiedene Tanzprojekte. Ihr erstes Solo „workpiece“ wurde in Litauen, der Schweiz und Frankreich aufgeführt. Ihre jüngste Arbeit „Pas de deux“ erforscht, wie vorgegebene gesellschaftliche Normen die Liebesbeziehung eines Paares beeinflussen.
Tjaša Crnigoj
Tjaša Crnigoj (*1988, Slowenien) ist Theaterregisseurin, Dramaturgin und befindet sich in Ausbildung für Psychodrama-Psychotherapie. Sie arbeitet sowohl in der institutionellen als auch in der freien Theaterszene in Slowenien mit einem besonderen Fokus auf die Entwicklung dokumentarischer Theaterstücke. 2020 arbeitete sie mit dem Kolektiv Igralke zusammen, um die kroatisch-slowenische Produktion „Bakice (Omas“ zu produzieren, die zum Stückemarkt beim Theatertreffen in Berlin eingeladen wurde. In den Jahren 2022/23 entwickelte sie die fünfteilige Performanceserie „Sex Education II“ im Projektraum The New Post Office, einer gemeinsamen Initiative des Mladinsko Theaters und des Maska Instituts in Ljubljana. Dort entstand auch die kroatisch-slowenische Produktion „Girls“, ihre zweite Zusammenarbeit mit dem Kolektiv Igralke. Im Frühjahr 2024 präsentierte Crnigoj „Sex Education II: Fight“ am HAU Hebbel am Ufer.
Nicoleta Esinencu / teatru-spalatorie
Nicoleta Esinencu (*1978, Chisinau, UdSSR/Republik Moldau) ist Autorin und Regisseurin. Sie ist international bekannt für Theaterarbeiten, die sich mit den Gewaltmechanismen kapitalistisch-westlicher Gesellschaften auseinandersetzen. Ihre Projekte beleuchten sowohl die gesellschaftliche Realität in der Republik Moldau und die Widersprüche der post-sowjetischen Zeit als auch die gesamteuropäische Geschichte. Esinencu ist Mitbegründerin des Kollektivs teatru-spalatorie. Die kontinuierliche Zusammenarbeit mit dem HAU ermöglicht es der Gruppe, ihre künstlerische Praxis in Berlin weiterzuentwickeln, Theaterstücke zu produzieren, aufzuführen und auch zur Vernetzung mittel- und osteuropäischer Communitys beizutragen. Ihre HAU-Produktion „Playing on Nerves“ gastierte zuletzt beim Festival Santiago a Mil in Chile.
Daria Goremykina
Daria Goremykina (*St. Petersburg) lebt seit 2010 in Berlin. Sie absolvierte ihr Klavierstudium am Konservatorium St. Petersburg und der UdK Berlin. Bereits seit ihrem achten Lebensjahr nimmt sie als Solistin und Kammermusikerin an Wettbewerben teil und gab in renommierten Sälen in Deutschland, Russland, Spanien, Österreich und Italien Konzerte. Mit der Zeit entdeckte sie ihre Leidenschaft für elektronische Musik. Heute ist sie als Produzentin tätig, unterrichtet Musikproduktion und gibt nach wie vor Konzerte.
TATAR KYZ:LAR
TATAR KYZ:LAR ist ein elektronisches Musik- und Poesie-Performance-Projekt, das 2020 von Dinara Rasuleva und allapopp in Berlin gegründet wurde. Das Duo kombiniert poetische und auditive Elemente und fokussiert sich auf dekoloniale und queer-feministische Perspektiven. In ihrer Arbeit beschäftigen sich die Künstler*innen mit der Erfahrung des Verlusts der eigenen tatarischen Kultur und imaginieren eine neue Identität. Dinara Rasuleva ist eine in Berlin lebende Sprachkünstlerin. Sie verfasst dekoloniale und feministische expressionistische Poesie in den Sprachen Tatarisch, Russisch, Englisch und Deutsch. 2022 wurde ihr erster Gedichtband „Su“ im Babel Verlag veröffentlicht. 2022 begann Rasuleva mit dem Projekt „Lostlingual“, einem poetischen Experiment über den Verlust ihrer Muttersprache. Darauf folgten 2023 die „TEL:L-Labore“: Schreiben in vergessenen oder „gestohlenen“ Muttersprachen. allapopp arbeitet als interdisziplinäre*r Künstler*in in den Bereichen digitale Medien und Performance und verbindet post-sowjetische, tatarische, queere und migrantische Erfahrungen mit einem aktivistischen Anliegen. Zuletzt präsentierte allapopp das Projekt „Hyperlove“ im Rahmen des HAU-Festivals „Love is a Verb“. allapopp ist Mitglied des dgtl fmnsm-Kollektivs, das eng mit dem HAU zusammenarbeitet.
Kateryna Mishchenko
Kateryna Mishchenko (*1984, Poltava, Ukraine) ist Verlegerin, Autorin, Übersetzerin und Kuratorin. Sie studierte Germanistik, Englisch und Weltliteratur in Kyjiw, wo sie auch lehrte. Sie ist Mitbegründerin der Zeitschrift für Kunst, Literatur und Gesellschaftskritik „Prostory“. Seit 2004 ist sie Mitherausgeberin im unabhängigen Verlag Medusa. Sie verfasst Essays und Übersetzungen und kuratiert Projekte an der Schnittstelle von Kunst und Politik. Mishchenko war Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin und arbeitet für die Bundeszentrale für politische Bildung.
Marina Naprushkina
Marina Naprushkina (*1981, Minsk, Belarus) ist eine interdisziplinäre Künstlerin, Aktivistin und Feministin. Naprushkina arbeitet meist außerhalb institutioneller Räume und konzentriert sich auf den Aufbau von Netzwerken und Orten, die auf Selbstorganisation basieren. Naprushkina forscht an Möglichkeiten und Widerstandsformen, feministischen Narrativen, Care-Netzwerken unter Einbezug der intersektionellen und feministischen Kritik. Sie gründete das Büro für Antipropaganda und initiierte in 2013 die Initiative Neue Nachbarschaft/Moabit in Berlin. Naprushkina nahm an Biennalen in Kyjiw, Berlin und Istanbul teil.
Galina Ozeran
Galina Ozeran aka Chikiss (*1982, Witebsk, Belarus) ist Sängerin, Komponistin und Produzentin. Für sie ist Musik ein endloser künstlerischer Prozess. Ursprünglich aus Witebsk, Belarus, begann sie ihre musikalische Reise in St. Petersburg, bevor sie 2015 ihr kreatives Zentrum in Berlin fand. Ihre Entwicklung als Künstlerin spiegelt ihren nomadischen Geist wider und vereint Einflüsse aus Post-Punk und experimentellem Rock bis hin zu Synth-Pop, Noir-Jazz und Spectral Electronic. Ihre Musik durchbricht Genrekonventionen, während sie kraftvoll existentielle Themen mit rätselhaften und ausdrucksstarken Klanglandschaften verwebt – präzise ausgearbeitet auf ihrem neuesten Album „Between Time and Laziness“, das im Dezember 2024 im Hamburger Independent-Label Bureau B veröffentlicht wurde.
Selma Selman
Selma Selman (*1991, Bosnien und Herzegowina) ist bildende Künstlerin und Aktivistin mit Rom*nja-Herkunft. Sie studierte Fine Arts an der Fakultät für Malerei der Universität Banja Luka sowie Transmedia, Visual and Performing Arts an der Syracuse University, New York. Ihre Kunst behandelt Erfahrungen mit Diskriminierung, Gewalt, Patriarchat und Sexismus. Selman gründete die Organisation Marš u školu (Get The Heck To School) mit dem Anliegen, junge Rom*nja auf der ganzen Welt zu fördern, die von der Gesellschaft ausgegrenzt werden und unter Armut leiden. Selman lebt zwischen Amsterdam, New York und Bihac.
Olga Shparaga
Olga Shparaga (*1974, Minsk, Belarus) ist Philosophin und feministische Aktivistin. Sie ist Mitbegründerin des European College of Liberal Arts in Belarus (ECLAB), wo sie bis 2021 unterrichtete. 2020 nahm sie an den antiautoritären Massenprotesten in Belarus teil, über die sie in ihrem bei Suhrkamp publizierten Buch „Die Revolution hat ein weibliches Gesicht. Der Fall Belarus“ (2021) berichtet. Nach ihrer politischen Inhaftierung ging sie ins Exil. Sie war u. a. Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin sowie Käthe-Leichter-Gastprofessorin an der Universität Wien. Derzeit ist sie wissenschaftliche Forscherin an der FernUniversität in Hagen.
Antonina Stebur
Antonina Stebur (*1984, Mahiljou, Belarus) ist Kuratorin, Kunsthistorikerin und Kunstkritikerin. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit Feminismus, post-sowjetischen Studien und Strategien des Widerstands. Sie hat an der Universität der Künste Berlin und am European College of Liberal Arts in Minsk gelehrt. Sie ist Mitbegründerin von Projekten zu Genderdiskriminierung, politischer Kunst in Belarus und anderen ehemaligen Sowjetländern sowie Mitinitiatorin von antiwarcoalition.art, einer internationalen Koalition Kulturschaffender gegen den Krieg in der Ukraine.
Mikolt Tózsa
Mikolt Tózsa (*1992, Budapest, Ungarn) lebt und arbeitet als Performerin und Theatermacherin in Budapest. Sie absolvierte den Studiengang Theater & Performance Studies der Freeszfe Society. In ihrer künstlerischen Arbeit experimentiert sie mit den Grenzen des Theaters, untersucht soziale und gemeinschaftliche Dilemmata und reflektiert Geschlechterrollen kritisch. In diesem Zusammenhang beschäftigt sie sich auch mit den Auswirkungen der Politik auf das Alltags leben in Ungarn. 2023 gründete sie gemeinsam mit Zsófia Rebeka Kozma und Noémi Noya Szántusz das Nemzeti Performansz Színház Kollektiva (Nationales Performance-Theater-Kollektiv).
Gosia Wdowik
Gosia Wdowik (*1988, Strzelce Opolskie, Polen) ist Theatermacherin und aktives Mitglied von GILDIA, dem Verband der polnischen Theatermacher*innen. Sie studierte Choreografie und Performance in Gießen, Regie an der Theaterakademie in Warschau sowie am DAS Theatre in Amsterdam. Sie entwickelt ihre recherchebasierten Theaterarbeiten mit wechselnden künstlerischen Teams sowohl in Polen als auch international. Ihr jüngstes Werk „She was a friend of someone else“ wurde am Nowy Teatr in Warschau produziert und 2023 im Kunstenfestivaldesarts in Brüssel uraufgeführt.