Liebes Publikum,
wir ziehen um, wir ziehen nicht um, wir ziehen um ... wir ziehen ... alle am selben Strang oder besser gesagt, wir sitzen alle im selben Boot. Die Bürger *innen, die Politiker*innen, die Mit arbeitenden der Bühnen Köln und Sie, liebes Publikum. Wir schauen auf die Baustelle, staunen, verzweifeln und fragen uns, wie es so weit kommen konnte. Vielleicht haben wir eine Antwort, aber dazu später.
Wir haben unsere Spielzeit für den Offenbachplatz geplant, weil wir Idealist*innen sind, ein bisschen naiv dazu, und weil wir uns seit Jahren so sehr wünschen, in ein richtiges Theater zurückkehren zu dürfen.
Aber weil wir nicht ganz doof sind, haben wir parallel an einem zweiten Plan gearbeitet. Für den Fall der Fälle. Über 800 Mitarbeitende der Bühnen Köln und alle Regieteams wussten, dass sie in der Planung doppelgleisig fahren müssen. Es war sehr viel extra Arbeit, und ohne den unglaublichen Einsatz und die Professionalität aller Beteiligten ständen wir jetzt im Regen. Ich bedanke mich bei allen Mitar beitenden sehr. Sie alle sind mitverant wortlich, dass wir Ihnen eine so tolle Spielzeit 2024/25 präsentieren können. Sie werden einige neue Regiehand schriften kennenlernen: Regisseur*innen, die für die deutsche Theaterlandschaft sehr prägend sind und erstaunlicher weise noch nie in Köln inszeniert haben. Regisseur*innen, die ganz am Anfang ihrer Karriere stehen und natür lich auch Regisseur*innen, die in Köln als Assistierende angefangen haben und heute an vielen großen Häusern im deutschsprachigen Raum arbeiten.
Am allermeisten freue ich mich auf die neuen Kolleg*innen im Ensemble: Zainab Alsawah, Johannes Benecke,Maddy Forst, Lou Friedmann, Sinan Güleç, Kelvin Kilonzo, Ronald Kukulies, Andreas Leupold, LisaKatrina Mayer, Henri Mertens, David Rothe und Nicolas Streit.Sie alle kommen zu uns nach Köln, und ich kann es kaum erwarten, sie auf unseren Bühnen spielen zu sehen.
Auf den folgenden Seiten werden Sie sehen, welche Stücke und Stoffe wir uns für diese besondere Spielzeit überlegt haben. Es ist uns wichtig, eine große Vielfalt an Weltanschauungen und Lebensrealitäten zu Wort kommen zu lassen; ich denke, es wird uns gelingen.
Und nun zurück zur versprochenen Antwort. Werden wir eine liefern können? Was uns auf keinen Fall interessiert, ist mit einem Finger auf Schuldige zu zeigen, zumal wir nicht herausgefunden haben, wer denn nun wirklich schuld ist. Was uns aber hingegen sehr interessiert, ist zu zeigen, wie wir Menschen es immer wieder schaffen, aus eigenem Antrieb, den Karren so richtig in den Dreck zu manövrieren. Manchmal schaffen wir es tatsächlich, wieder rauszukommen, aber sehr oft bleiben wir einfach stecken. Mit unserer Spielzeiteröffnung GRMPF, EINE MUSIKALISCHE BAUSTELLE versuchen wir zu ergründen, wie der Wagen so tief stecken bleiben konnte. Es wird traurig, es wird peinlich, es wird schlimm, aber hoffentlich auch ein bisschen lustig. Denn ohne lustig hätte ich überhaupt keine Lust, ins Theater zu gehen.
Ihr Rafael Sanchez