Da hat ein Autor fast sein gesamtes dichterisches Leben mit einem Stoff gehadert und überall mit hingenommen: von München über Zürich in die USA und wieder zurück in die Schweiz. Thomas Mann hat in dieses Lebenswerk all das hineingepackt, was er unausgesprochen 50 Jahre mit sich herumgetragen hat. Thomas Manns Umgang mit seiner Homosexualität etwa, der mich, der ich glücklicherweise kein großes Problem mit meiner Homosexualität hatte, schon lange beschäftigt. Vorzugeben, ein anderer zu sein und daran bis zum Tode festzuhalten, das ist einerseits selbst Hochstapelei, andererseits Ausdruck einer inneren Zerrissenheit.
Wenn der Film ins Kino kommt, ist dieser Stoff 120 Jahre alt. Die Sehnsucht, jemand anderes zu sein, sich wegzuwünschen vom eigenen Ich, ist auch heute noch so aktuell wie damals. Dabei ist Manns Alter Ego Felix Krull nicht einfach eine Fluchtphantasie, sondern der Wunsch, das eigene Leben unverstellt und unverborgen führen zu dürfen, ungeschminkt und unverkleidet. In diesem Film verkleiden wir „unseren“ Felix Krull, lassen Sebastian Schneider an vielen verschiedenen Orten in viele Rollen schlüpfen, geschminkt, extrem – und vielleicht ja so, wie Thomas Mann sich selbst in Wahrheit hat sehen wollen.
– André Schäfer, Regisseur