In Kooperation mit Grandfilm

Geschichte vom Kampf um Freiheit

„Eine Erklärung für alles“ ist ein Film über die gesellschaftliche Spaltung Ungarns, die politische Krise und den Kampf um die Freiheit der Kunst – ein mutiges Statement gegen den wachsenden Populismus

Geschichte vom Kampf um Freiheit

Foto: Grandfilm

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Eine Erklärung für alles

Eine Erklärung für alles

Gábor Reisz

Spielfilm

Ungarn/Slowakei 2023

128 Minuten

Ab 19. Dezember 2024 im Kino!

In Kooperation mit Grandfilm

Eine Erklärung für alles

Seit langem erdrückt mich die Atmosphäre meines geteilten Landes, die meinen Alltag durchdringt. Im Jahr 2021 verlor die Universität für Theater- und Filmkunst in Budapest ihre Autonomie, als sie auf Anweisung des Staates komplett umorganisiert wurde, was den Professoren und Studenten überhaupt nicht gefiel. Die jungen Leute blockierten die Universität in Abwesenheit besserer Mittel und die Ereignisse wurden zu einem großen Politikum, obwohl das einzige Ziel der Studierenden darin bestand, weiterhin eine unabhängige Ausbildung zu bekommen.

Als Filmemacher und ehemaliger Student der Universität schloss ich mich ihrem Kampf an, und eines Tages, auf dem Heimweg von einer Demonstration, kam mir der Gedanke, dass wir über die Situation, die uns umgibt, sprechen müssen, und dass jede Kunstform, auch der Film, ein Medium sein sollte, um dies zu tun. Daraus entstand der Grundgedanke für Eine Erklärung für alles. Die Spaltung unseres Landes ist seit Jahren spürbar, nicht nur im Parlament, sondern auch in den alltäglichen, menschlichen Beziehungen, auf der Straße. Eines der ausdrucksstärksten Beispiele für diesen Konflikt ist für mich das Tragen des Nationalwappens als Anstecknadel/Kokarde. Am Jahrestag des Unabhängigkeitskrieges von 1848, einem der bedeutendsten Feste Ungarns, ist es üblich, so eine Anstecknadel zu tragen, wobei diese Konvention mittlerweile zu einem politischen Thema geworden ist.

In den letzten 20 Jahren hat sich das Tragen des Nationalwappens stark verändert. Wo es vormals für die ungarische Unabhängigkeit und die Verbundenheit mit unserem Land stand, wird es heute vor allem von den Nationalisten auf ihren Parteiversammlungen und Umzügen zur Schau gestellt. Heute ist es so: wer die Anstecknadel nicht trägt, gilt als jemand der gegen die Nation ist. Die Situation hat sich so zugespitzt, dass kaum ein Treffen von Freunden oder Familienmitgliedern mehr stattfinden kann, ohne dass es zu Diskussionen darüber kommt, wer auf welcher Seite steht, und dadurch interessieren sich die Menschen immer weniger für die Meinung anderer und sind immer weniger bereit, sich gegenseitig zuzuhören. Ich glaube aber, wenn die normale menschliche Kommunikation aufhört, kann sich niemand weiterentwickeln, denn das ist eine der Grundlagen für eine lebenswerte Gesellschaft.

Meine ehemalige Professorin und Co-Drehbuchautorin Éva Schulze und ich haben davon ausgehend im Jahr 2021 begonnen Eine Erklärung für alles zu entwickeln. Ein wichtiger Aspekt während des Schreibprozesses war es, die Absichten und die Verlorenheit beider Seiten zu verstehen und zu veranschaulichen. Unsere früheren Anträge wie auch die vieler anderer erfolgreicher und talentierter Filmemacher wurden vom Ungarischen Nationalen Filmfonds abgelehnt. Und so gelang es uns nur mit Hilfe meiner langjährigen künstlerischen Partnerin, der Produzentin Júlia Berkes, sowie einem Team von siebzehn sehr jungen Menschen viele am Anfang ihrer Karriere, aber umso enthusiastischer -, der großen Unterstützung von Freunden und Familie und mit einem sehr kleinen Budget, den Film in 20 Tagen zu drehen. Die Postproduktion wurde von MPhilms und dem Slovak Audiovisual Fund unterstützt.

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