Colman Domingo
John „Divine G“ Whitfield
Neben den Darstellern, die das RTA-Programm selbst durchlaufen hatten, wollten die Produzenten den Film mit einem professionellen Schauspieler verankern, aber mit einem, der das Bedürfnis, diese Geschichte zu erzählen, von Grund auf verstand. Colman Domingo war zu Beginn seiner Karriere an Highschools in San Francisco Bay Area aufgetreten, um über Themen wie HIV, AIDS und Gewaltprävention aufzuklären. „Wir waren das Kunstprogramm, das kam, auftrat und manchmal ein paar Stunden unterrichtete. Wir beeinflussten die Kinder durch Kunst. Daher erkannte ich gleich, dass die Idee, ein Kunstprogramm in ein Hochsicherheitsgefängnis zu bringen, revolutionär ist. Sie stellt sich völlig gegen das System, das sie überhaupt dorthin gebracht hat“, sagt Domingo. Die Filmemacher waren immer überzeugt davon, dass SING SING keine Geschichte über ein Gefängnis ist, sondern über Menschen. Während Domingo seine Mitspieler durch seine berufliche Erfahrung vor der Kamera unterstützen konnte, halfen diese ihm dabei, sich inhaltlich in die Thematik einzufinden. „Ich stand im Zentrum vieler Szenen und hatte ein Gefühl dafür, wohin sie sich entwickeln sollten, aber wir brauchten Authentizität. Also habe ich Fragen gestellt und Vorschläge gemacht, wir haben geredet, gelacht – es gab keine Abgrenzungen, alles war natürlich. Ich wusste, was wir erreichen wollten, also war ich fast wie eine Art Maulwurf“, lacht Domingo.
Clarence „Divine Eye“ Maclin
als er selbst
Clarence „Divine Eye“ Maclin war einer der gefürchtetsten Männer in Sing Sing – ein selbsternannter „Yard Bandit“, ein echter Einzelgänger. Neben seiner Gewaltbereitschaft und dem Erpressen von Mitgefangenen verdiente er im Gefängnis ein Vermögen durch Drogenhandel. Zu RTA gelangte er zufällig. Eines Tages sollte er im Hof Geld von jemandem einsammeln, doch wegen des strömenden Regens wurde das Treffen in die Gefängniskapelle verlegt, wo RTA gerade ein Theaterstück aufführte. „Ich war dort, nahm mein Geld – und konnte nicht gehen. Ich musste bis zum Ende bleiben“, erinnert er sich. „Ich sah, wie die Männer auf der Bühne standen und die Freiheit hatten, sich so auszudrücken, wie sie wollten. Im Gefängnis können wir das nicht. Du musst deine Emotionen verbergen. Du darfst nicht weinen oder ‚schwach‘ wirken. Aber auf der Bühne ist es eine andere Geschichte. Das ist Entertainment. Dort kann ich es machen.“ Er schrieb sich sofort für das RTA- Programm ein.
Sean San José
als Mike Mike
Sean San José ist Schauspieler und künstlerischer Leiter des Magic Theatre in San Francisco. Mit seiner Erfahrung als Organisator von Theater-Workshops in Gefängnissen der Bay Area war er prädestiniert für das Projekt. Zudem verband ihn eine 32-jährige Freundschaft mit Colman Domingo. „Es ist etwas Besonderes, in einem Film über Freundschaft, alte Freunde zu haben, die ohne große Worte kommunizieren – die sich nur einen Blick zuwerfen und verstehen, was der andere gerade durchmacht. Es war wirklich großartig, die Kraft einer langjährigen Freundschaft in unserem Film mit einer echten Freundschaft aus dem realen Leben zu feiern“, sagt Kwedar. San José beschreibt die Beziehung seiner Figur Mike Mike zu Divine G als einzigartig: „Alle anderen haben eine Verbindung zueinander, aber Divine G bleibt instinktiv allein. Und das funktioniert nicht. Auch er braucht einen Anker oder einfach einen Freund, also ist Mike Mike ständig in seiner Nähe. G hält an Dingen fest – er wird zerbrechen. Für mich ist Mike Mike jemand, der versucht, ihm ein Stück Leben und Licht zurückzugeben.“ Mike Mike sollte zudem das geordnete Leben von Divine G etwas aufmischen. „Ich dachte, wenn er so ordentlich ist, werde ich das Gegenteil sein! Ich werde derjenige sein, der versucht, ihn aus seinem Trott zu bringen und der sagt ‚Hey, Mann – du brauchst ein bisschen Balance. Du bist kein verdammtes Denkmal, du bist ein Mensch.‘“
Paul Raci
als Brent Buell
Für die Rolle des Brent Buell, dem Theaterregisseur, dessen Arbeit den Film inspiriert hat, standen die Filmemacher vor der Herausforderung, einen Schauspieler zu finden, der sich in einer echten Gefängnisumgebung wohlfühlen würde. Paul Raci hatte bereits seit Jahrzehnten im Strafvollzug gearbeitet. „Ich bin seit 40 Jahren als Gebärdensprachdolmetscher im Gerichtssystem hier in Los Angeles tätig,“ erklärt Raci. „Ich habe viele Interviews in Gefängnissen geführt und dabei mit Anwälten und ihren Mandanten verhandelt. Ich war also bereits vertraut damit, wie diese Männer in Haft behandelt werden.“ Regisseur Greg Kwedar ergänzt: „Paul hat in L.A. lange Zeit beim Gehörlosentheater gearbeitet und wir suchten einen Theaterregisseur, der in der Lage war, Schauspielübungen zu entwickeln. Viele der Übungen, die er leitete, stammen von ihm selbst. Er ist wirklich in der Rolle aufgegangen. Wir brauchten jemanden, der als Teil der Gruppe wahrgenommen wird und nicht die Aufmerksamkeit von ihr ablenkt. Und genau das war Paul.“
Jon-Adrian „JJ“ Velazquez
als er selbst
Jon-Adrian „JJ“ Velazquez ist ein Aktivist für Strafjustizreformen, der 1998 zu Unrecht wegen Mordes an einem pensionierten Polizisten verurteilt wurde. Velazquez war federführend bei der Gründung der Multimedia-Bildungsinitiative „Voices from Within“, die sich mit Kriminalität und Inhaftierung aus der Perspektive von Strafgefangenen beschäftigt. Derzeit wird „Voices from Within“ als öffentlich lizensiertes Politikprogramm eingesetzt, um das Problem der Waffengewalt in New York City anzugehen. Der Erfolg von „Voices from Within“ veranlasste Velazquez, eine Reihe von Workshops mit dem Namen CHOICES (Choosing Healthier Options In Confronting Every Situation) für junge Menschen ins Leben zu rufen, in denen es um die Schaffung gesunder Gemeinschaften durch gesunde Entscheidungsfindung ging. 2014 organisierte er das erste TEDx-Event in einem Gefängnis des Bundesstaates New York. Seine Geschichte wurde in einem NBC-Podcast thematisiert, und er diskutierte Strafrechtsreformen mit Präsident Biden. Sein Fall wird derzeit vom Innocence Project überprüft.
Sean „Dino“ Johnson
als er selbst
Sean „Dino“ Johnson ist Mitglied im Vorstand von RTA. Er ist zudem Geschäftsführer der gemeinnützigen Organisation „Council for Unity“, die sich auf die Eindämmung von Gewalt in Schulen und Gemeinden spezialisiert hat. Zusätzlich gründete er ein florierendes Transportunternehmen, das Fahrzeuge für den Verkauf überführt. Er war außerdem Protagonist einer Dokumentation aus dem Jahr 2002 mit dem Titel BEHIND THESE WALLS. Johnsons Sohn ließ sich von der Arbeit seines Vaters bei RTA begeistern und studierte Schauspiel an der Yale Drama School. Und auch Johnson selbst wurde durch die Produktion von SING SING inspiriert, die Schauspielerei beruflich weiterzuverfolgen.