In Kooperation mit W-Film

„Zahlreiche, wunderschöne Irrungen“

Als Vera Brückner die Geschichte von Hedi und Karl-Heinz hörte, war sie sofort fasziniert – so viele Details und aberwitzige Wendungen. Eine Erzählung, die so viel mehr ist als „nur“ eine Liebesgeschichte: Ein Stück deutsche Vergangenheit

Eiserner Vorhang: Deutschlands innerdeutsche Grenze zwischen DDR und BRD
Eiserner Vorhang: Deutschlands innerdeutsche Grenze zwischen DDR und BRD

Foto: W-Film

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Sorry Genosse

Sorry Genosse

Vera Brückner

Dokumentarfilm

Deutschland 2021

94 Minuten

Ab 9. Februar im Kino!

In Kooperation mit W-Film

Sorry Genosse

1988 geboren, ist mir die Vorstellung eines geteilten Deutschlands fremd. Aufgewachsen in einer Welt, die von amerikanischem Optimismus und Einfluss geprägt war, kannte ich viele Jahre den Begriff der DDR gar nicht. Im Alltag begegneten mir eher McDonald’s, MTV oder die Simpsons. Von einer Mauer war nie die Rede, obwohl sogar meine Großmutter aus der DDR geflohen war. Im Fokus meiner Arbeit als Filmemacherin steht die Geschichte, wobei meine häufig experimentierfreudige Form immer dem Inhalt folgt. Als Karl-Heinz, der Vater meines damaligen Partners, bei einem Familienessen seine Stasi-Akte hervorholte und salopp sagte, er habe mal vor langer Zeit daran gedacht, dass diese Geschichte ein Filmstoff sein könnte, spitzte ich meine Ohren. Je mehr ich mich dann mit dem Stoff befasste, umso mehr wuchs meine Faszination für die Fülle an erzählenswerten Details. Aber mir wurde auch klar, dass für den Film eine starke Reduktion dieser zahlreichen, wunderschönen Irrungen von Nöten war. Ich beschloss, die Geschichte auf einen Punkt zu bringen: Karl-Heinz und Hedis Liebesgeschichte über die Mauer hinweg und ihre irrsinnig komplizierte und riskante Flucht. Das alles passierte zu einer Zeit, in der die jungen Menschen überall in Aufruhr gerieten und die Welt, in der sie lebten, nicht mehr hinnehmen wollten: eine Welt, in der Hedi und Karl-Heinz zwischen zwei Großmächten gefangen waren, die ein Zusammensein für sie unmöglich machten. Auch 50 Jahre später stellen wir unsere Gesellschaftsordnung immer wieder in Frage und sollten nicht müde werden, dies kritisch und offen zu tun.

Mitten in den Vorbereitungen zu „Sorry Genosse“ begann uns die stetig anwachsende Pandemie zu überrollen. Voller Tatendrang standen wir in den Startlöchern, um mit den fast 70-jährigen Protagonist*innen eine Reise durch Deutschland und Rumänien zu beginnen. Dann wurde uns langsam klar, dass wir unseren Drehplan auf keinen Fall absolvieren konnten. Schließlich, „against all odds” haben wir als kleines Team dann doch Mittel und Wege gefunden, den Film zu realisieren – diesen Spirit hat das Projekt in keiner Phase verloren. Mit vereinten Kräften haben wir am Ende einen Film erschaffen, der mir selbst nach vielmaligen Schauen noch große Freude bereitet. Auch darüber, dass ich mit diesem Film viele Experimente wagen konnte, die man sich vor allem bei einem Abschlussfilm einer Filmhochschule traut – und wie ich finde, trauen sollte – bin ich sehr glücklich.

– Vera Brückner

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Eine (fast) unglaubliche Liebesgeschichte

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Stets in einen lässigen Retro-Look getaucht entführt „Sorry Genosse“ auf eine charmante wie spannungsgeladene Zeitreise in die deutsche Vergangenheit. Seine Uraufführung feierte der Film auf der Berlinale im Jahr 2022

„Sorry Genosse“: Grandiose Liebesgeschichte

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Eine Liebe, wie es sie nur im Film gibt: Karl-Heinz, der Student aus der Bundesrepublik Deutschland und Hedi, Medizinstudentin aus der DDR – getrennt durch die innerdeutsche Grenze, den „Eisernen Vorhang“. Vera Brückner erzählt ihre Geschichte

Ein wunderbarer Film

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Stimmen aus dem Netz: „Der Dokumentarfilm von Vera Brückner beginnt als deutsch-deutsche Liebesgeschichte und wandelt sich dann unversehens zu einem dokumentarischen Thriller.“

Sorry Genosse | Trailer

Hedi aus der DDR und der BRD-Student Karl-Heinz lieben sich in Zeiten des Kalten Krieges. Sie leben zwar beide in Deutschland, sind aber getrennt durch den Eisernen Vorhang. Damit sie zusammen sein können, muss es einer auf die andere Seite schaffen

Sorry Genosse (OmU) | Trailer

The irreverent SORRY COMRADE is a delightful, complex feature debut from Vera Brückner. The film is a documentary portrait of Karl-Heinz and Hedi, two lovers in the divided Germany of the 1970s, kept apart by the Iron Curtain

Sorry Genosse | Talk

„Perspektive Deutsches Kino“ section head Linda Söffker met with Vera Brückner and Fabian Halbig, director and producer of „Sorry Genosse“. Screening in the 2022 Berlinale Perspektive Deutsches Kino programme

Gesichter der Flucht | Arte

Der Film erzählt von Flucht und Neubeginn in einem fremden Land. Die Erzähler kommen aus verschiedenen Ländern, ihre Fluchterfahrungen reichen von 1945 bis heute. Sie beschreiben einen prägenden Moment, der in ihrem Leben bis heute nachhallt